von Christine Olderdissen
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Nur Frauen: Quotenregelung à la radioeins - Screenshot von der Website
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Wie Frauen Radio machen, zu 100 Prozent vor und hinter den Mikrofonen, ist diese Woche im
rbb zu erleben. radioeins macht das frisch, provokant und großartig anhörbar in Berlin und Brandenburg (bundesweit,
ja sogar weltweit geht radioeins-Hören via Internet).
Bis zum Internationalen Frauentag am 8. März ist die publikumsstarke
Frühmoderation "Der schöne Morgen" mit Anja Goerz und Bettina Rust rein weiblich besetzt, die tägliche
Kommentorenstrecke, die lange Zeit eine reine Jungsrunde war, ist in dieser Frauenwoche ausschließlich mit XX-Faktor besetzt: Laura Himmelreich vom Stern tritt an die Stelle ihres Kollegen Hans-Ulrich Jörges, taz-Chefin Ines Pohl kommentiert statt Hajo Schumacher von der Berliner Morgenpost. Und so geht es munter weiter, von morgens um 5 bis spät in die Nacht.
Diese Woche hören wir mehr Radio als sonst und freuen uns. Und fragen: was bleibt nach der 100-Prozent-Aktion hängen? Werden mehr Frauen prominente Moderationsplätze erhalten? Werden bald mehr Frauen in den Führungsetagen des rbb und in anderen Sendern die Strippen ziehen?
Wie mühsam weibliche Karrierewege in den Medien sind, war gerade Thema auf WDR5 mit der berechtigten Frage "Fehlt den Medien der weibliche Blick?
100 Prozent Quote sind eine gelungene Provokation. 50 Prozent sind das Ziel. 30 Prozent wären auch ganz schön, sagt Pro Quote. Aber der Weg dahin ist steinig.
Beim Stern gehört noch immer nicht die Hälfte des Himmels den Frauen, obwohl Chefredakteur Thomas Osterkorn das vor einem Jahr vollmundig angekündigt hatte. Stern-Chef in spe Dominik Wichmann hat vergangenen Donnerstag seine neue Dreierführungsspitze angekündigt: eine All-Boys-Group. Pro Quote ist „stinksauer“. In Selbstverteidigung zählt der Stern kurzerhand die „Managing Editors“ dazu, oops, also 33 Prozent Frauen in Führungspositionen.
Quote schönrechnen ist
das neue Spiel. Pro Quote bleibt stinkig. Der Journalistinnenbund übrigens auch. Denn wenn der Frauenanteil in den Wolken steckenbleibt, ist die Hälfte des Himmels nicht erreicht.