Montag, 28. Februar 2011

Und noch ein Held - Oliver Lepsius


So eindeutig und unerschrocken hat sich bisher keiner zu Guttenberg geäußert. Sie sind ja richtig mutig, Herr Professor Dr. Oliver Lepsius (Nachfolger von Karl-Theodor zu Guttenbergs Doktorvater Peter Häberle an der Uni Bayreuth). Während es von dem 76jährigen Häberle heißt, er sei am Boden zerstört und spreche nur noch mit seinen engsten Freunden, bescheinigt Lepsius im Interview mit dem Bayerischen Fernsehen dem Verteidigungsminister "ein Ausmaß an Dreistigkeit, das wir noch nicht erlebt haben."
"Wir sind einem Betrüger aufgesessen", sagt er und guckt dabei ganz unauffällig. "Für mich steht außer Frage, dass Guttenberg ein Betrüger ist." Die Arbeit "ist eine Collage von Plagiaten, das ist von Anfang an als Collage geplant ... ein bewusster Vorsatz des Plagiierens ... Als Wissenschaftler wäre der Mann erledigt." Wenn ein Student mit einer solchen Arbeit zu ihm käme, den würde er auslachen, meint Lepsius. Und überhaupt: "Mich würde die Ansicht eines Psychologen interessieren, was er zu einem solchen Fall von Wirklichkeitsverkennung sagt."

Was weiß man noch über den famosen Professor Lepsius? Auf der Bewertungsseite www.mein.prof.de schneidet er bisher noch recht durchschnittlich ab, bekommt von seinen Studenten insgesamt 3.66 von möglichen fünf Punkten, die beste Bewertung sind 4 Punkte beim Thema Fairness.
Aber 2008, da hat er sich schon mal aus dem Fenster gehängt, als er für die Humanistische Union das Thema "Online-Durchsuchung" kritisch beleuchtete.

Angela Merkel fordert Rückzug von Libyens Staatschef Muammar el Gaddafi

Foto: S. Schneider-Flaig
Lange galt Libyen als Vorbild in Sachen Gleichberechtigung in der arabischen Welt. Kein Schleierzwang, keine Kopftuchpflicht und 80 Prozent der Studierenden an Hochschulen sind weiblich. Doch die Zeiten ändern sich. Das Volk will seinen Revolutionsführer nicht mehr. In Tripolis und Umgebung verteidigt Gaddafi sein Reich mit allen Mitteln und lässt Demonstranten erschießen. Während er Al Kaida und Osama bin Laden als Urheber allen Übels sieht, fordert Angela Merkel seinen Rücktritt und Grünen-EU-Abgeordnete Franziska Brantner verlangt eine EU-Regelung für die Flüchtlinge, denn mehr als 200.000 Menschen könnten versuchen, aus Libyen in Richtung Europa zu fliehen.

Sonntag, 27. Februar 2011

Haben Frauen keine Meinungen?

von Judith Rauch

Ich bin immer noch ganz begeistert von Judith Holofernes' offenem Brief zur Bild-Werbekampagne. Es ist ein so durchkomponiertes Stück schriftlicher Rhetorik, dass es einen Literaturpreis verdient hätte. Und natürlich: Es ist ein starker Meinungsbeitrag - und die kommen noch viel zu selten von Frauen.

Auf der US-Plattform Poynter hat sich Mallary Jean Tenore dazu ein paar Gedanken gemacht. Trotz des vielversprechenden Titels "Why women don´t contribute to opinion pages as often as men & what we can do about it" erfahren wir darin gar nicht so viel über das Warum, sondern lesen vor allem Klagen darüber, DASS sich so wenige Frauen trauen. Ich würde mich freuen, hier im Watch-Salon ein paar Stellungnahmen dazu zu lesen.

Eine Begründung, die von Frauen für ihre Meingungs-Abstinenz genannt wurde, lässt allerdings schmunzeln, zumindest neuerdings und hierzulande: "Ich habe keinen Doktortitel."

Samstag, 26. Februar 2011

MaßgeSCHNEIDERter Machtwechsel: Medienwacht bleibt Männersache in Bayern



Sie war mutig, fachlich kompetent und sogar in der CSU. Hat aber leider "nix gnutzt". Die Medien-Professorin Gabriele Goderbauer-Marchner erhielt bei der Wahl im Medienrat nur 11 Stimmen, Staatskanzleichef Siegfried Schneider 33. Damit hat der neue Chef der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien wieder das alte Geschlecht. Und Cornelia Holsten bei der der sehr kleinen Anstalt in Bremen bleibt die einzige weibliche Landesmedienchefin in Deutschland.

Was bei dieser Wahl - neben der Parteipolitik - noch eine Rolle spielte, hat die taz gut erklärt. Im Personalkarussell, das jetzt durch Schneiders Abgang in der CSU rotiert, soll wohl eine Frau zum Zug kommen - allerdings nur als Nachfolgerin im Bezirksvorsitz Oberbayern, nicht als Ministerin in der Staatskanzlei.

Freitag, 25. Februar 2011

Die Heldin

Fotocredit: Billy & Hells (www.billyundhells.de)

Die Agentur Jung von Matt wollte die Band "Wir sind Helden" für eine Promi-Spenden-Kampagne mit der BILD-Zeitung gewinnen. Sängerin Judith Holofernes antwortete öffentlich: "Ich glaub, es hackt" - und stellte die Anfrage mitsamt Ihrer knallharten Antwort auf die Helden-Homepage. Seit Ihrem "Nein" ist der Server überlastet! "Das hatten sich die erfolgsverwöhnten Werber bei der Agentur Jung von Matt sicher anders vorgestellt", schreibt die Süddeutsche Zeitung in Ihrer heutigen Online-Ausgabe. Und weiter: "Holofernes liefert neben einem zynischen Lob ("Selten hat eine Werbekampagne so geschickt mit der Dummheit auf allen Seiten gespielt") auch gleich eine durchaus deutliche Begründung: 'Die Bild-Zeitung ist ein gefährliches politisches Instrument.' "
Eine klare Ansage der Heldin Judith!

Dienstag, 22. Februar 2011

Interview mit Nawal al-Saadawi

Die ägyptische Menschenrechtlerin Nawal al-Saadawi äußert sich heute in einem Interview mit der WELT kritisch zum vom "Hohen Rat" eingesetzten Verfassungskomitee in Ägypten:

"Zum einen sitzen in diesem Komitee nur alte Männer, allesamt Juristen. (...) Zweitens müssen alle Menschen, die an der Revolution beteiligt waren, auch Frauen und Jugendliche, in einem solchen Komitee gleichberechtigt vertreten sein. (...) Dieser Verfassungsrat wird uns eine Verfassung schneidern, die hauptsächlich islamisch ausgerichtet sein wird. Sie werden zum Beispiel Artikel 2 der Verfassung beibehalten, der festlegt, dass der Islam Staatsreligion ist."

Nawal al-Saadawi fordert eine Verfassung, die "100 Prozent säkular" ist. Denn was wird es gerade für die Frauen bedeuten, wenn sich auch in der neuen Verfassung Artikel befinden, die sich auf die Scharia berufen oder sich an sie anlehnen? Die Begeisterung des Westens über den Sturz Mubaraks darf nicht dazu führen, die aktuellen Geschehnisse in Ägypten allzu unkritisch zu betrachten.

Das Interview mit al-Saadawi gibts unter http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article12603861/Das-sind-alles-Mubarak-Maenner.html

Samstag, 19. Februar 2011

Guttenberg, der Frauen-Plagiator (Teil 2)


von Judith Rauch

Zu den von Guttenberg nicht korrekt zitierten Frauen können wir nun auch die deutsche Kollegin Sonja Volkmann-Schluck rechnen, aus deren Working-Paper "Die Debatte um eine europäische Verfassung" von 2001 sich der "Autor" kräftig bediente, ohne immer die Quelle nachzuweisen. Ein ganzes Kapitel hat er sogar nach den Vorgaben der damals 25-jährigen Studentin gegliedert.

Inzwischen sind so viele Stellen gefunden worden, an denen in dieser Arbeit gepfuscht worden ist, dass sich womöglich die These nicht halten lässt, es habe überproportional viele Frauen getroffen. Auffällig bleibt aber doch, wie viele entscheidende Passagen, Meinungen und Struktur-Elemente der "Autor" von Frauen übernommen hat. Und wie man am Beispiel Klara Obermüller sieht, ist wohl manche Tagesarbeit einer kompetenten Journalistin gut genug, um als Bestandteil einer mit "summa cum laude" bewerteten Doktorarbeit durchzugehen. Wir sollten unsere Lichter diesbezüglich nicht unter irgendwelche Scheffel stellen.

Die Neue Zürcher Zeitung, in der Obermüllers Meinungsbeitrag zum Gottesbezug in der europäischen Verfassung erschien, hat diese Erkenntnis prompt für ihre Abo-Werbung genutzt: Mit der Unterzeile "Summa cum laude. Universität Bayreuth" wirbt sie für ihr Blatt.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Guttenberg, der Frauen-Plagiator

von Judith Rauch

Dass Verteidigungsminister Karl-Theodor von Guttenberg unter Druck geraten ist, weil seine Doktorarbeit Plagiate enthält, ist nicht nur für SchülerInnen und StudentInnen lehrreich, die dadurch lernen, dass auch ein berühmter Politiker nicht einfach von anderen abkupfern darf.

Nein, der Fall hat auch eine Geschlechterdimension. Denn von den fünf durch die Süddeutsche Zeitung belegten Plagiats-Opfern sind drei Frauen: Barbara Zehnpfennig, Klara Obermüller und Gret Haller. Also ein weit höherer Prozentsatz als es beispielsweise dem Wissenschaftlerinnen-Anteil an deutschen Hochschulen entspricht.

Die Professorin Barbara Zehnpfennig kommentierte das - ebenfalls laut Süddeutscher Zeitung - wie folgt:

"Eindeutig ist das ein Plagiat", sagte sie in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Bei Studenten sei ihr so etwas bereits vorgekommen, bei einem Minister allerdings noch nicht. Weiter sagte sie: "Ich fühle mich überhaupt nicht geschmeichelt. Ich möchte lieber direkt durch meine Veröffentlichungen wirken und nicht auf einem solchen Umweg."
Bemerkenswert ist daran nur, dass sich Frauen auch noch geschmeichelt fühlen sollen, wenn Männer ihre Ideen und Texte klauen.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Wenn Frauen nicht zuhören und Moderatoren nicht nachhaken

von Angelika Knop

Frauenabend bei Reinhold Beckmann: "Feige schwach, bequem...scheitern Frauen an sich selbst?" hieß es am vergangenen Montag. Ex-taz-Chefredakteurin Bascha Mika war eingeladen, ihr Buch "Die Feigheit der Frauen" gegen die mit heiterer Entrüstung vorgetragenen Fragen des Moderators zu verteidigen - und vermutlich auch gegen Doris Schröder-Köpf, die aber erstens nur brav redete, wenn sie gefragt wurde und zweitens Einblicke in die häusliche Arbeitsteilung im Ex-Kanzler-Haushalt gab, ohne sich mit den Thesen des Buches auseinander zu setzen. Statt dessen blies die Professorin Gertrud Höhler zum Angriff auf Mika. Warum?

Montag, 14. Februar 2011

Italienische Frauen werden Männer

Gestern demonstrierten zehntausende italienischer Frauen gegen Sexismus in Politik und Medien sowie gegen Berlusconis Sexeskapaden. Einige Bilder sind hier zu finden. Auch in deutschen Medien waren die Proteste Thema. Zum Beispiel berichteten die Frankfurter Rundschau, die Zeit, die Sueddeutsche Zeitung, der Tagesspiegel, die Tagesschau sowie der Spiegel und die taz jeweils online.

Auffällig ist hier, dass aus den überwiegend weiblichen Demonstrierenden, die dabei von Männern unterstützt wurden, im Zuge der Berichterstattung teilweise Teilnehmer, Demonstranten, Italiener wurden. Die deutschen Autorinnen und Autoren der entsprechenden Texte ließen also gemäß der in den hieisgen Medien vorherrschenden männerzentrierten Sprache den italienischen Frauen einen Geschlechtswechsel angedeien. Ein Paradebeispiel für Verunsichtbarung von Frauen. Und das, obwohl sie hier eigentlich im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen sollten. Zugegeben, immerhin sind Frauen im Laufe der Texte auch als solche benannt. Nichtsdestotrotz wirkt der Sprachgebrauch in einigen der Artikel verwirrend.

Bei der Sprache fängt Sexismus an und bei Vergewaltigung hört er auf. Sollten wir in Deutschland lebende Frauen dem Beispiel der Italienerinnen folgen und auch mal wieder in Massen gegen Sexismus in Medien, Politik und Gesellschafft zu Felde ziehen? Was meint Ihr, Ladies? Vielleicht zum internationalen Frauentag. Der jährt sich ja demnächst zum 100. Mal...

Donnerstag, 10. Februar 2011

Mit Anzeigen für Bewegungsfreiheit



"Frau in Bewegung" heißt eine Kampagne von Terre des Femmes, die bereits seit Mitte November läuft. Anlass: Die Frauenfußball WM. Ziel unter anderem:
"Mädchen und Frauen Mut machen, ihr Menschenrecht auf Bewegungsfreiheit einzufordern, Sport als Chance zu sozialen Integration zu sehen und sich zu vernetzen",
so die Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle in einem Schreiben. Auch will die Organistaion in Zusammenarbeit mit Institutionen, Vereinen und Gleichstellungsbeauftragten auf die mangelnde Chancengleichheit von Mädchen und Frauen im Sport und in der Gesellschaft aufmerksam machen und  positive Ansätze und Projekte zur Veränderung darstellen. Medien können die Kampagne aktiv unterstützen, indem sie die begleitenden Anzeigen kostenlos abdrucken. Hier werben für Chancengleichheit im Sport und der Gesellschaft: die Prominenten Nationaltorhüterin Nadine Angerer, die Autorin und Trainerin Sabine Asgodom, Monika Staab, internationale Botschafterin für den Frauenfußball sowie Ilse Ridder-Melchers, Vizevorstndsfrau im Ressort Gleichstellung des Deutschen Olympischen Sportbundes. Info unter der Aktionswebsite von Terre des Femmes . Anzeigen unter: www.frauinbewegung.de/media . Also KollegInnen: schalten!

Montag, 7. Februar 2011

Monica Lierhaus

Wer jemals ein-zwei Stunden in der Maske für einen Auftritt gesessen hat. Wer Lampenfieber kennt und seine Überwindung. Wer weiß, wie gut sich das anfühlt, wenn alles plötzlich leicht wird, weil man sich sicher fühlt - durch Übung, Ahnung und Anerkennung. Und wer weiß, wie wichtig Aussehen, Stimme und Bewegung für eine Moderatorin sind.

Der oder - noch mehr - die kann ermessen, was es bedeutet, dass sich Monica Lierhaus nach zwei Jahren erstmals wieder auf eine Bühne und vor Kameras gestellt hat. Denn vieles davon ist ihr genommen worden und sie muss es sich mühsam wieder erobern - ohne Gewissheit auf Erfolg.

Respekt vor einer starken Leistung von einer starken Frau!

Monica Lierhaus Auftritt bei der Verleihung der Goldenen Kamera.

Dienstag, 1. Februar 2011

Quo(te) vadis?

Die Diskussionen um eine Quote für Aufsichtsrats- und Vorstandsposten erobert, zumindest thematisch, gerade die deutschen Medien. Zeit, auch im Forum des Journalistinnenbundes mal ein klares Statement abzugeben.

Also:

Ich bin eine überzeugte Gegnerin der Quote. Ich finde, sie gehört mit allen Mitteln bekämpft - die Männerquote, meine ich natürlich. Denn 97% der gut bezahlten, renommierten und einflussreichen Posten für die Jungs - das ist einfach zuviel.