Dienstag, 29. September 2009

Publikation für behinderte Frauen

Cover Weiberzeit

„WeiberZEIT“ heißt die Zeitschrift des Projektes „Politische Interessenvertretung behinderter Frauen“ des Weibernetz e.V., die rund um die Thematik Frauen mit Behinderungen informiert. Sie erscheint zwei bis dreimal Mal im Jahr zu politischen aktuellen Themen wie "Neue Regeln für den Arbeitsmarkt", "Gesundheitspolitik" oder "die neue UN-Behindertenrechtskonvention". Auch werden neue Projekte und berühmte behinderte Frauen vorgestellt. Die Zeitschrift ist in einem Teil in üblicher Schriftsprache geschrieben, wird sie herumgedreht, sind alle Artikel in leichter Sprache zu lesen, so dass er für Frauen mit Lernschwierigkeiten (so genannte geistig Behinderte) verständlich ist. Auch ist dieser Teil in einer größeren Schrift geschrieben, so dass er für Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit besser lesbar ist. Zu beziehen ist das kostenlose Magazin bei Weibernetz e.V., Projekt Politische Interessenvertretung behinderter Frauen“, Kölnische Straße 99, 34119 Kassel, E-Mail: info@weibernetz.de, Internet: http://www.weibernetz.de/ Das Weibernetz ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Frauen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen und chronischen Erkrankungen sowie den Landesnetzwerken und Koordinierungsstellen behinderter Frauen. Die Beteiligten arbeiten frauenparteilich, behinderungsübergreifend, unabhängig und als Expertinnen in eigener Sache im Sinne der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung (Slogan der Bürgerrechtsbewegung behinderter Menschen: „Nichts über uns ohne uns.“)

Montag, 28. September 2009

Ärzte-Bashing


Foto: privat

Dann wollen wir mal sehen, wie es so mit der Ärzte-FDP-Koalition läuft. Unsere private Umfrage in deutschen Landen hat jedenfalls erbracht, dass neben den üblichen BWL-Studenten und Juristen vor allem die Ärzte FDP gewählt haben.
Meiner hatte heute morgen noch einen glasklaren Wahlaufruf an seine Patienten in der Praxis hängen, „Geht wählen, aber nicht SPD, Grüne, Linke oder CDU“.
Patienten sind ja abhängig und oft ein wenig devot. Schenken ihrem Arzt aus Dank fortan vielleicht nicht nur Marmelade und Sekt, sondern auch ihre Stimme.
Meiner sagte mir heute auf die Frage, ob er nun glücklich sei über den Ausgang der Wahl, ja, immerhin sei Ulla ja nun weg. Die vom Spartakus, die alte Kommunistin, Stalin, Millionen auf dem Gewissen, ja, so lief das Gespräch.
Davor hatte er in seinem Aufruf ja auch gewarnt. Eine Klinikambulanz „kommunistischer Art“ drohe uns. Ich würde da aber gern hingehen, wenn sich die Ärzte dort mehr zusammenreißen würden. Neulich meinte einer auf eine normale Frage von mir: „Fragen Sie den da oben (…Gott).“ Auf diesem Niveau läuft das schon eine ganze Weile. Eine Kollegin bekam bei ihrem Arzt auf eine Frage die Antwort: „Das interessiert mich nicht“.
Mehr dazu, wenn mir die anderen Dreistigkeiten wieder einfallen.

Freitag, 25. September 2009

Lebenswut


Lebenswut ist Buch von einem "der ausgegrenzt und diskriminiert wurde", wie Dr. h.c. Wilfried Kriese sein neues Buch, erschienen im Mauer Verlag, selbst bezeichnet. Darin stellt er auf gut verständliche Art seine "Krisen-Chancen-Methode" vor. Erklärtes Ziel, die Zusammenhänge persönlicher Krisen besser zu verstehen und die darin verborgenen Chancen zu entdecken und im eigenen Leben erfolgreich umzusetzen. Viele denken beim Wort "Dr. h.c." automatisch, dass der Betreffende nicht promoviert hat und somit keine wissenschaftliche Auszeichnung, sondern nur einen Ehrentitel erhielt. Allerdings ist es in Deutschland höchst selten, dass jemand, der unter Legasthenie litt und seine Schulzeit in Sonderschulen verbrachte, mit großer Selbstdisziplin und Lernaufwand den Schulabschluss schaffte, über zahlreiche, mühevolle Umwege Medienbetreibswirt, Verleger und Autor wurde, zu solchen Ehren kommt. Wie er das geschafft hat, schildert er in seinem Buch, das sich, von der Thematik her, insbesondere mit Problemenen (Vorurteile, Diskriminierung, Mobbing) befasst, unter denen insbesondere Frauen leiden. Seine These lautet:
"Je linearer ein Leben verläuft, desto weniger neue Chancen können daraus entstehen und desto weiniger kann sich ein Mensch weiter entwickeln."
Von einigen Exkursen (wie zum Beispiel seine parteipolitischen Erfahrungen) abgesehen, ein motivierender Leitfaden. Insbesondere die Diagramme ermöglichen einen schnellen Überblick. "Geben Sie niemals auf", motiviert er im Nachwort. Und die Anleitung, ein persönliches Krise-Chancen-Journal anzufertigen, liefert er gleich mit. (ISBN: 978-3-86812-200-8, Preis: 12,80 Euro, ca. 100 Seiten, Mauerverlag.)

Mittwoch, 23. September 2009

Rentner analysieren Bundestagskandidaten

Im September 2009 startete das Bündnis für Rentenbeitragszahler und Rentner e.V., abgekürzt BRR, gemeinsam mit ADG (Aktion Demokratische Gemeinschaft) eine große Umfrage zum Thema Rentengerechtigkeit. Befragt wurden die Parteivorsitzenden von CDU, SPD, Grüne, FDP und die Linke. (Angela Merkel, Franz Müntefering, Claudia Roth, Cem Özdemir, Guido Westerwelle, Lothar Bisky und Oskar Lafontaine.) Die Fragen lauteten in Kurzform, ob man sich dafür einsetze, dass die "versicherungsfremden Leistungen" aus der Rentenversicherung ausgegliedert werden. Die zweite, ob man sich für eine Bürgerversicherung einsetze, in der alle ihren Solidaranteil in die Gesellschaft einbringen. Gleichzeitig befragten sie die Landesvorsitzenden aller Parteien in Deutschland dazu. Und alle Bundestagskandidaten in Bayern und Baden-Württemberg. Aufgrund der Antworten geben sie die Empfehlung "wählbar?", "ja" oder "nein" an. Das Ergebnis überrascht. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, erhielt vor allem "Die Linke" eine Wahlempfehlung. Aber nicht pauschal in jedem Bundesland. So erhielt z.B. in Niedersachsen Stefanie Henneke (Grüne) als einzige eine Wahlempfehlung. In Schleswig-Holstein niemand. In Bayern hingegen gilt nur Franc Zega (Linke) als wählbar. Abgeordnete, die anboten, nach der Wahl über die Problematik zu sprechen, galten als "bedingt wählbar", da sie Gesprächsbereitschaft zeigten.

Die Aussagen der Bundestagskandidaten in Ba-Wü, die beide Fragen mit "ja" beantwortet haben, überraschen ebenfalls. Demnach fallen jeweils drei Prozent davon auf CDU und FDP. Die Linke hingegen verzeichnet 56 Prozent. SPD zwölf und Grüne 26 Prozent. In der Aktion sehen BRR-Mitglieder die Möglichkeit, Politikern klar zu machen, was sie von deren Rentenpolitik halten. Ein erfreulicher Ansatz, dass sich Bürger, insbesondere Senioren, politisch und gesellschaftlich engagieren - auch ohne eine Partei zu gründen.

Sonntag, 20. September 2009

Wie halten Sie´s mit Wikipedia?

von Judith Rauch

In letzter Zeit stolpere ich immer mal wieder über die Wikipedia-Einträge verdienter Kollegen aus dem Journalismus, etwa Bas Kast oder Peter Welchering, um nur zwei Beispiele zu nennen. Auf der anderen Seite vermisse ich die Einträge verdienter Kolleginnen, etwa Ursula Ott oder Eva Kohlrusch. Ein Blick in die Wikipedia-Kategorie "Deutscher Journalist" zeigt, dass das kein Zufall ist: Offensichtlich ist in diesem Online-Lexikon der Frauenanteil auch nicht höher als in einem gewöhnlichen Lexikon aus Papier. Nur dass wir uns hier nicht auf männliche Zensur hinausreden können, denn Wikipedia steht doch wohl jedem und jeder offen, oder? Es wäre also an der Zeit, ein paar verdiente deutsche Journalistinnen in Wikipedia einzutragen. Ich werde einen entsprechenden Aufruf an das JB-Forum richten.

Freitag, 18. September 2009

Gähn, die Rabenmütter

Eine Tageszeitung im tiefen Südwesten dieser Republik. Im Lokalen ein großes Interview von Frau zu Frau. Fragt die Journalistin die grüne Bundestagsabgeordnete: "Sind Sie eine Rabenmutter?" Ja, ist das nicht endlich mal eine richtig lustige Frage an eine gestandene Politikerin, die wieder in den Bundestag will, aber zwei noch recht kleine Kinder hat. Genauso (un-)lustig antwortet die Kandidatin zurück: "Ich bin eine ungewöhnliche Mutter - und eine erfahrene (...) Und wenn ein Kind zu krank ist, bleibe ich zu Hause." Welche Erkenntnis bringt uns nun dieses Gespräch? In der selben Zeitung kommentiert am gleichen Tag der stellvertretende Chefredakteur auf der Titelseite die Zustände im Journalismus. Welche er wohl meint? Hoffentlich hat er heute morgen der Kollegin ordentlich die Meinung gesagt. Oder doch eher nicht???

Mittwoch, 16. September 2009

Schweigen für Zivilcourage

Die Rolltreppe ist lang, unten fährt die U-Bahn ein. Endspurt! Unfassbar - geschafft! Und mitten hineingesprungen in die Schweigeminute für das "Gewaltopfer in Solln", wie es auf der Anzeigentafel steht. Eine Durchsage berichtet, dass jetzt die Gedenkfeier in dem Münchner Stadtteil beginnt, in dem zwei Jugendliche einen Mann totprügelten, als der vier Kinder vor ihrem Terror beschützen wollte. Mit dieser Geste, so die Stimme aus dem Lautsprecher, will die Münchner Verkehrsgesellschaft auch ihre Solidarität mit allen ausdrücken, die Zivilcourage zeigen.

Und die Menschen schweigen wirklich, nur ein paar Teenager tuscheln. Schweigen dafür, dass Menschen weiter ihre Stimme erheben, wenn andere bedrängt werden. Schweigen gegen die Angst. Schweigen zum Gedenken an Dominik Brunner.

Sicher, die Münchner S- und U-Bahnen haben ein Image zu verlieren. Das Image eines der sichersten Verkehrssysteme der Welt zu sein. Aber es ist ein deutliches Zeichen, mal eben um 18:30 den Verkehr stillstehen zu lassen. Mir hat es mehr Mut gemacht als das Geschrei der Forderungen, die jetzt wieder laut werden.


Donnerstag, 10. September 2009

"Junge Frauen bei der Ausbildung im Nachteil"

Der neue DGB-Report spricht deutliche Worte: Weibliche Auszubildende erhalten in Deutschland bis zu 22 % weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen. "Frauenberufe" werden schon in der Ausbildung deutlich schlechter bezahlt als "Männerberufe". Dazu kommen, dass männliche Azubis im Schnitt 3 Tage mehr Urlaub haben und zu einem sehr viel höheren Prozentsatz auch einen Ausgleich für geleistete Überstunden erhalten (61% bei den Männern vrs. 46% bei den Frauen). Die DGB-Vize-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock forderte die Bundesregierung auf, "das Thema Gleichstellung mit mehr Verve anzugehen".
Mir fielen dazu heftigere Worte ein.

Mittwoch, 9. September 2009

Mehr Knick als Aufstieg

Der Sommer ist fast vorbei und es gibt viele alte Themen in neuen Schläuchen:
Hat eigentlich jemand mitgekriegt, dass Arbeitsminister Scholz vor wenigen Tagen gemeinsam mit der Sozialministerium von Thüringen, Manuela Schwesig, einen Gesetzentwurf zur Verbesserung der Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern präsentierte. Aber eigentlich ist das ganze so kurz vor der Wahl beim genaueren Lesen dann doch nur ein "Diskussionspapier". In welcher Schublade das wohl verschwindet - und wann ja: Brauchen wir es überhaupt?
Hat eigentlich jemand mitgekriegt, dass die neuen Bachelor-Studiengänge Frauenkarrieren (angeblich) wieder einknicken lassen? Weil viele nach dem ersten Abschluss nicht weiterstudieren und sich den Master und damit Aufstiegschancen versagen. Übrigens auch, weil viele Studiengänge nach dem B.A. nicht mit dem gewünschten M.A. kompatibel sind.
Hat eigentlich jemand mitgekriegt, dass laut VDI Nachwuch-Ingenieurinnen zwar händeringend gesucht werden, aber nur sieben Prozent der befragten Ingenieurinnen der Meinung sind, dass sich Beruf und Familie gut vereinbaren lassen? Das Projekt "MINT Role Models" will jetzt Vorbilder aufzeigen.
Hat eigentlich jemand mitgekriegt, dass die Brigitte-Karriere-Studie von 2008 upgedatet wurde? Die jungen Frauen wollen weder auf Kinder noch auf Karriere verzichten, seien noch kompromissloser gewerden, behauptet die Studie. Leider kommt nach der reißerischen Aufmachung doch wieder bloß raus, dass sich die Schere zwischen Männer- und Frauenkarrieren eher vergrößert. "Durch die Wirtschaftskrise haben sich die Berufschancen der am besten ausgebildeten Frauengeneration in Deutschland deutlich verschlechtert. Die kompromißlosen und ehrgeizigen Alphamädchen", schreibt unsere Mitbloggerin Tina Groll in ZEIT ONLINE über das Update, "scheinen noch meilenweit von einer Chancengleichheit entfernt zu sein." Wie wahr!