Dienstag, 31. März 2009

"Rache ist süß..?"

"Rache ist süß", lautet ein altes Sprichwort. Allerdings wollen Wissenschaftler der Universität Bonn, gemeinsam mit Kollegen der Universität Maastricht (NL) herausgefunden haben, dass sich das Rachebedürfnis nur kurzfristig befriedigen lasse. Sie räumen zwar ein, dass reziprokes Verhalten (wie du mir, so ich dir) nicht unüblich sei.
"Es sei keine gute Idee, sich für Gemeinheiten revanchieren zu wollen. Wer dazu neige, seine Rachsucht zu stillen, sei häufiger arbeitslos, habe weniger Freunde und sei unzufriedener."

Auf der anderen Seite, fördere „positiv reziprokes Verhalten“ beruflichen und sozialen Erfolg, zitiert die Ärztezeitung.

Fragt sich nur, ob sich diese Studie differenziert mit der Frage beschäftigt hat, ob die Reaktion von Rache bei Frauen anders wirkt, als bei Männern. Frauen empfinden mehr Mitgefühl und Solidarität, wenn Freundinnen oder gute Kolleginnen unfair behandelt werden. Zahlreiche Bestseller (Eva Heller, Erst die Rache, dann das Vergnügen) und hohe Einschaltquoten bei Sendungen wie z.B. Desperate Housewives, lassen Zweifel aufkommen, dass Frauen deshalb keinesfalls weniger soziale Kontakte haben. Denn gerade „Kaffeeklatsch-Treffen zum Lästern über böse Kollegen“, baut negative Energie ab und fördert das Gemeinschaftsgefühl. Vielleicht ist Rache auch nur ein zu breit gefächerter Begriff. Denn wer sich gegen unfaires Verhalten wehrt, und auf eine Art "revanchiert", die andere vielleicht schadenfroh grinsen lassen, hat sich nicht automatisch "gerächt", sondern "gewehrt".
Vielleicht sollten sich die Wissenschaftler aus Maastricht und Bonn auf eine Kaffeerunde treffen und gemeinsam, statt „Schwarzer Peter“ oder "Poker",
„Die Rache der Pinguine“ spielen - und überlegen, ob eine weitere Studie, mit geschlechtsspezifischer Differenzierung starten soll?

Sonntag, 29. März 2009

Kriminell im Netz

Die Financial Times Deutschland macht in ihrer online-Ausgabe auf ein wichtiges Thema aufmerksam: Nach Einschätzung des Bundeskriminalamts (BKA) sei die Zahl der mit Schadprogrammen infizierten Computer in Deutschland dramatisch gestiegen. Neben Bankdaten hätten es Kriminelle heute zunehmend auf die digitale Identität der Bürger abgesehen. "Der Diebstahl von Kreditkartennummern, Zugangsdaten bei Auktionshäusern oder Passwörtern für soziale Netzwerke und Aktiendepots nimmt dramatisch zu", wurde der BKA-Präsident zitiert. - Ich frage mich besorgt: Können wir uns überhaupt noch richtig schützen?

Das Phantom

von Judith Rauch

... gibt es nicht. Die hyperkriminelle Frau wird wohl eine Männerphantasie bleiben. Die DNA der Frau, der man so viel Schlimmes zugetraut hat, gehört in Wirklichkeit einer Wattestäbchen-Verpackerin in Oberfranken, die vermutlich ein wenig aufregendes, dafür aber gesetzestreues Leben führt. 

Warum sind so wenig Frauen kriminell? Viele Risikofaktoren, die man bei Männern diskutiert, treffen auf Frauen ja ebenfalls zu: Sie werden als Kinder brutal behandelt, werden arbeitslos, suchtkrank, beleidigt, frustriert und diskriminiert, sie werden öfter als Männer sexuell gedemütigt - und trotzdem rächen sie sich nicht durch Raub, Mord, Amoklauf und Terror an der feindlichen Gesellschaft. 

Ist es das doppelte X-Chromosom, das sie schützt? Sind es ausgleichende Hormone wie das Östrogen? Haben Frauen andere Konfliktbewältigungs-Strategien? Mehr Angst vor den Folgen? Wenden sie ihre Aggressionen grundsätzlich gegen sich selbst? Und wie erklären sich die Unterschiede? Alles nicht erforscht. Denn: Die Frau ist nicht die Norm in unserer Gesellschaft. Eine so niedrige Kriminalitätsrate wie bei Frauen wird bei Männern nicht einmal angestrebt. Denn das wäre ja nicht normal. Verkehrte Welt.

Donnerstag, 26. März 2009

Intersexion - der neue Look für den Kopf


Heute nachmittag wurde mein Blick von einer ganzseitigen Anzeige über "Frisurentrends Frühjahr 2009" gefesselt. Neben den üblichen Gähnfotos der Knüller: Intersexion. Darunter dieser Text zum Foto, auf dem eine männlich-weibliche Frisur auf eindeutig knabenhaftem Kopf zu sehen ist: "Intersexion läutet eine neue Ära der Sexualität ein. Maskuline und feminine Elemente verschmelzen zu neuen Looks mit vielfältigen Möglichkeiten. Unterschiedliche Schnitte, Formen und Farben weden kombiniert. Es darf gemixt werden!" Schnell im Internet geschaut, das gibt's wirklich. Intersexion, schwärmt ein Salon, "durchbricht die Grenzen der Verführung und läutet ein neues Zeitalter der Sexualität ein. Der Zauber dieser neuen Generation ist die gekonnte Verschmelzung maskuliner und femininer Welten. Das Ergebnis: neue, ungeahnte Looks, die das Beste aus beiden Welten in sich vereinen." Ach du meine Güte. An Männer scheint sich Intersexionauf dem Kopf trotz der netten Bilder nicht zu richten. So schmalzt der Friseur nach allerlei bla bla über die Mode- und Schminkwelt weiter: "Der raffinierte Look avanciert für Salonkundinnen zum Symbol einer Lebenseinstellung. Der Kontrast aus runden und eckigen Konturen, kühlen Farben und einem glänzenden Finish unterstreicht den individuellen, starken und unberechenbaren Charakter jeder Frau." Schade eigentlich für die Jungs - mal ganz abgesehen von den reizenden Klischees über die Damenwelt, die hier transportiert werden.

Zeitungssterben? Bremer entwickeln Alternativen


Ein neues Projekt des Bremer Journalistikstudiengangs an der Hochschule Bremen - ist einen Klick wert!
Ein neuer Blick auf Bremer Ansichten, Aussichten, Absichten für Mediennutzer von morgen, denen Zeitung allein nicht genügt: „11ueber0.de“ ist der Name des neuen crossmedialen Projekts des Internationalen Studiengangs Fachjournalistik der Hochschule Bremen. Und weil crossmedial nicht heißt, Zeitung, Radio oder Fernsehen eins zu eins in das Internet zuverlängern, haben die jungen Journalisten mit ihren Dozenten neue journalistische Arbeitsformen für das Medienmachen entdeckt. So ist eine Internet-Präsenz entstanden, die alle bekannten Medien nutzerfreundlich miteinander verknüpft: Da geht es unter „Bremen zählt“ um Finanzen. „Bremen schwebt“erzählt spannend, was es in der Hansestadt mit Hightech und Raumfahrt auf sich hat. Wenn „Bremen grübelt“, dann geht es um Sinn und Unsinn von Forschungsgeldern. Es geht um die Zukunft der Zeitung, den Start ins Berufsleben und es kommen Reportagen aus dem Arbeitsleben ins Internet.
Klickt doch mal auf: „http://www.11ueber0.de/

Wie geht´s den Freien?

Der Deutsche Journalisten-Verband hat eine aktuelle Umfrage unter freien Journalistinnen und Journalisten zu ihrer wirtschaftlichen Situation gemacht – immerhin 1257 haben geantwortet. Demnach sind zwei Drittel aller Freien bisher von der Finanz- und Wirtschaftskrise verschont geblieben. Jeder vierte freie Journalist spricht sogar von einer besseren Auftragslage. Ein Drittel aber verdient deutlich weniger, vor allem die, die für Tageszeitungen und Zeitschriften schreiben. Jede/r fünfte hatte zuletzt 50 Prozent weniger in der Tasche.

Die Zahlen der Analyse sollte man sich genau anschauen. „Alles läuft ganz normal“ sagt die Hälfte der Mitarbeiter für Rundfunkanstalten, nur acht Prozent sprechen von Einbußen. Bei den Öffentlich Rechtlichen wurde allerdings auch keiner ihrer Ansprechpartner entlassen, von denen in der Freien Wirtschaft so manche längst geflogen wären. „Wenn irgendwo im Medienbereich richtig Geld verbraten wird, ist es bei den Festangestellten der öffentlich-rechtlichen. Auch heute noch, trotz aller Reformen“, meint ein Kollege bei den Kommentaren auf der Netzseite der Freischreiber.
Danke an die bewundernswert powernden KollegInnen dieses neuen Netzwerkes, das den IG Medien und dem DJV enorm Druck macht und dadurch bestimmt zu dieser Freien-Umfrage beigetragen hat.

Mittwoch, 25. März 2009

Triptychon: Lesben in Medien unterrepräsentiert II.1

Bild: Lesbenring
[Erstveröffentlichung in M - Menschen machen Medien http://mmm.verdi.de/archiv/2009/03/journalismus/lesben_kaum_in_den_medien]
Lesben tauchen in den Medien in der journalistischen Berichterstattung nur sehr selten auf. Gegenüber Schwulen sogar noch seltener. Das zeigt bislang nach Internetcheck keine Studie. Doch die Aussagen lesbischer Funktionsträgerinnen von Lesben- und Homosexuellenverbänden sprechen eine deutliche Sprache:
„Die Präsenz von Homosexuellen und homosexuellen Themen in den Medien ist meines Wissens noch nicht untersucht worden. Besonders auffällig in dieser Hinsicht ist übrigens die deutliche Unterrepräsentanz von weiblicher Homosexualität auch im
Rahmen der CSD-Berichterstattung,“
so Renate H. Rampf von der Pressestelle des Lesben und Schwulen Verbandes Deutschland (LSVD) auf Anfrage von MMM.
Die Lebensentwürfe und die Alltagsrealität frauenliebender Frauen finden nach einer Presseinformation der Landesarbeitsgemeinschaft Lesben in Nordrhein Westfalen e.V. wenig oder keine positive Berücksichtigung in der Presse.
„Gerade so genannte Frauenzeitschriften, aber auch die großen Jugend- und
Publikumsmagazine lassen eine deutliche Einbeziehung lesbischer Themen nach wie
vor vermissen – oder geben ihnen höchstens in Form von problematischen Coming-out-Geschichten Raum“,
so die Geschäftsführerin Gabriele Bischoff. So täten sich nur wenig gute Identifikationsmöglichkeiten auf für eine Bevölkerungsgruppe, die laut einer Brigitte-Studie vom Frühjahr 2008 doch mindestens 9 % der weiblichen Bevölkerung aller Schichten und Altersgruppen umfasse. Denn so viele junge Frauen zwischen 17 und 29 Jahren antworteten auf die Frage, mit wem sie in einer Partnerschaft zusammenleben wollten: „mit einer Frau“, weiß Bischoff.

Triptychon: Lesben in Medien unterrepräsentiert II.2

Und Pressesprecherin Elke Heinicke vom bundesweiten Verein Lesbenring stellt fest: „Ganz oft weiß ich, dass in den Medien über Lesben berichtet wird, es steht aber nicht dabei.“ Über heterosexuell lebende Frauen sei häufig zu lesen: „Ist verheiratet, hat drei Kinder“, während bei lesbischen Frauen zu diesem Thema gar nichts stehe. Als Gründe sieht die Heidelbergerin, dass Lesben nicht unbedingt in ihre Vita schreiben, wie sie leben, da es nach wie vor nicht Karriere fördernd ist. Oder es werde von den Zeitungen- und Zeitschriftenverlagen nicht gewünscht, dass das Lesbischsein auftauche.
„Es passiert oft, dass die dann sagen: `Wir schreiben bei den anderen auch nicht, was sie im Bett tun. Lesbischsein wird immer noch oft als sexuelle Praxis gesehen und nicht als individuelle Lebensweise“,
sagt Heinicke. Dadurch falle es hintenrunter. Sie spricht aus eigener Erfahrung. Wenn sie selbst interviewt wird, muss sie fast schon regelmäßig darauf bestehen, dass ihr Lesbischsein miterwähnt wird. Andererseits würde Lesbischsein als eine Lebensweise schon so selbstverständlich gesehen, dass sie dem Hunger der Medien nach Sensationen nicht entspräche und so wiederum nicht berücksichtigt werde.
Regenbogenfamilien beliebt
Wenn Lesben aber dennoch in den Medien auftauchen, ist nach den Worten der Dozentin für Sprachen die Regenbogenfamilie beliebter Gegenstand der Berichterstattung. „Jede Frau will Mutter sein. Auch Lesben. So suggerieren das die Medien“, kommentiert sie das. Und weiter: „Die haben ja Kinder, also sind sie nicht so gefährlich.“ Auf Christopher Street Day-Paraden vor allem im Fernsehen kämen Lesben nur am Rande und dann auch humorlos und verbissen rüber ganz im Kontrast zu den bunten, schrillen Schwulen.
Ihr Wunsch: „dass genauso selbstverständlich wie heterosexuelle Lebensweisen lesbische einfließen mit verschiedenen Berufen mit und ohne Kinder, politisch aktiv und nicht aktiv“. Mit politischen Forderungen sei es dagegen – auch für den etwa 7000 Lesben vertretenden Lesbenring – schwierig, in den Medien Platz zu finden. Thematisch komme alles unter, was spektakulär sei. „Lesben haben oberflächlich die eine oder andere Forderung erfüllt bekommen wie die Homo-Ehe. Damit meinen alle, es sei kein Thema mehr“, erklärt Herinicke.

Triptychon: Lesben in Medien unterrepräsentiert II.3

Dabei sieht Pressesprecherin Heinicke es als sehr wichtig an, dass gerade Lesben in den Medien vertreten sind: „Je mehr Lesben vertreten sind, umso leichter wird es für die Einzelne, sich zu outen – privat wie beruflich.“ Da beiße sich die Katze in den Schwanz: Je schwerer es sei, sich zu outen, umso weniger seien Lesben vertreten. Jede Lesbe, die irgendwo öffentlich in den Medien stehe, beschleunige einen langsamen Prozess des Öffnens in Gesellschaft und Medien und dem Sichtbarwerden von Lesben dort. Und sie nennt für die Ignoranz der Medien gegenüber Lesben als Bespiel:
"Als 2007 das Lesbenbewegungsbuch („100 Jahre Lesbenbewegung“) eingeführt wurde, wurde in Berlin ein rauschendes Fest gefeiert. Fünfzig Autorinnen kamen von insgesamt hundert und Lesben aus ganz Deutschland. Es gab eine mehrere hundert Meter lange Schlange von Frauen, die nicht mehr reinkamen zur Party.“
Die Presse würdigte dieses Großereignis keines Wortes, wie die Pressesprecherin weiß. Dagegen fiel der öffentliche Fokus just an diesem Wochenende auf die frisch geoutete Anne Will.
Plattformen im Internet
Elke Heinicke selbst hat Überblick über Medien. Sie liest möglichst breit gefächert von der „Frankfurter Rundschau“ über eine Regionalzeitung, „EMMA“ und „Brigitte“ bis zur „Freundin“ plus Internet. In letzterem seien Lesben möglicherweise nicht mehr präsent als in den Printmedien. Da Lesben sich hier jedoch Plattformen geschaffen habe, könne sie die Seiten gezielt aufsuchen. Einen Fernseher hat die in fester Partnerschaft Lebende nicht. Auch seine viele Lesbenzeitschrift in der Vergangenheit eingegangen wie die „UKZ, die IhrSinn“ und der „Lesbenstich“, so dass Lesben hier die Möglichkeit abgehe, in größerem Maße in eigenen Medien sichtbar zu sein. Und zum Schluss meint sie noch: „Wir sollten unsere eigenen Medien wertschätzen. Niemand wird das Abdrucken, was wir gerne möchten, wenn wir es selbst nicht tun wie im Lesbenringinfo und der Krampfader – FrauenLesbenzeitschrift.“

Sonntag, 22. März 2009

Der Lohn der Mühe


Wir waren müde und euphorisch, als wir da im Rathauskeller unter dem Marienplatz saßen am Abend des Equal Pay Day. Frauen von elf Netzwerken hatten seit vergangenem November Ideen gesammelt, geplant, getagt und organisiert: vom Tapetentisch für den Infostand bis zur Ministerin für die Diskussionrunde. Es war alles gut gelaufen: das Wetter hatte mitgespielt bei unserer "Open-Air-Aktion", die Gewerkschaften im Öffentlichen Nahverkehr hatten nicht gestreikt, der große Rathaussaal war gut gefüllt, die Diskussion lebhaft. 
Das Fernsehen war da gewesen - wir hatten es in die heute-Sendung geschafft (in der ZDF-Mediathek unter dem Stichwort "Equal Pay Day" zu finden). Und die Kolleginnen vom BR-Hörfunk hatten uns auch viel Aufmerksamkeit gewidmet (ein Interview auf Bayern 3 und ein sehr gelungener Beitrag auf Bayern 1). Nur unsere Print-KollegINNen hatten uns trotz zahlreicher Einladungen ignoriert. In der Süddeutschen Zeitung fand der Equal Pay Day nicht statt. Da hatte doch vor einige Wochen der EU-Kommissar Spidla schon mal was gesagt wegen ungleicher Bezahlung. Also da konnte man das ja wirklich nicht schon wieder... Nein, kann man nicht erwarten, dass Journalisten aktuell über eine Aktion schreiben, die die Münchner Bürgermeisterin, die Bayerische Frauenministerin und die Bundesfrauenministerin unterstützen? Immerhin: die jungen Online-KollegINNen der SZ von jetzt.de nahmen sich der Sache an.
Trotzdem: es gibt noch viel zu tun bis der Tag in allen Köpfen ist - und damit die Tatsache, dass Frauen, die Vollzeit arbeiten, in Deutschland im Schnitt fast ein Viertel weniger Einkommen haben als Männer. Unternehmen, die dieses Problem auch nicht "kennen", können das jetzt mit Logib überprüfen. Das ist ein Computerprogramm, das Lohndiskriminierungen aufdeckt. Aber nur wer mitspielt, kann verlieren! Ein kleiner Hinweis von den eigenen Mitarbeiterinnen kann da sicher nicht schaden....


Studentenfutter

von Judith Rauch

Ich nutze die Tatsache, dass ich hier Autorin bin, mal knallhart aus, um Werbung in eigener Sache zu machen, nämlich für das junge Wissensmagazin Studentenfutter, das unter meiner Regie an der Universität Tübingen entstanden ist. 

Hier schreibt der Nachwuchs, und der ist zu großen Teilen weiblich und journalistisch ziemlich begabt. Wenn es um Technik geht und die Fähigkeit, um die Aufmerksam der Dozentin zu buhlen, sind die Jungs allerdings auch ganz große Klasse ;-) Was ich ganz toll finde am Unterrichten, ist, dass ich selbst so viel lerne. Zum Beispiel habe ich zum ersten Mal mit dem Content Management System "joomla!" gearbeitet. Das hat Attila angeschleppt. Christiane wiederum hat uns alle sehr bei der Suche nach kostenlosen und rechtefreien Fotos unterstützt - da bin ich noch lange nicht sattelfest. Ich kann mich noch erinnern, wie ich in einem dieser Seminare gelernt habe, was ein USB-Stick ist. Das ist erst drei Jahre her - oder gar erst zwei?

Freitag, 20. März 2009

Frauen verdienen mehr!

Foto: Heike Rudloff

Nicht vergessen liebe Damen, Mädels, Arbeiterinnen und Angestellte: Heute ist Equal Pay Day! Der Tag, an dem Vollzeit-arbeitende Frauen auch das in der Tasche haben, was ihre männlichen Kollegen schon am 31.12.2008 nach Hause tragen konnten. Also protestieren mit roten Taschen bewaffnet - symbolisch für das Minus, das wir machen!
In vielen Städten haben sich Frauennetzwerke zusammen getan und demonstrieren mit phantasievollen Aktionen. In Hamburg gibt es einen Coaching-Weltrekordversuch mit Sabine Asgodom, in München ebenfalls Speed-Coaching bei "Marienplatz sieht rot" und eine Podiumsdiskussion mit Frauenministerin Christine Haderthauer.
Weiter Infos auf www.equalpay.de.

Mittwoch, 18. März 2009

Herr Koma kommt

"Frau Koma kommt" - das war das Codewort für die Lehrerinnen und Lehrer in Winnenden, dass sich ein Amokläufer an der Schule befindet. Seitdem wird gerätselt, was den jungen Mann tatsächlich zu seiner Tat antrieb. Luise F. Pusch, die Linguistin und Feministin, hat dazu in ihrem Blog fembio.org das Stück "Herr Koma kommt" geschrieben. Für sie liegt das Tatmotiv von Amokläufern glasklar auf der Hand: Frauenhass. Dieser Meinung ist auch Alice Schwarzer, die ihren Artikel dazu bereits am 13. März postete - zwei Tage nach den Morden. Von AmokläuferINNEN haben wir in der Tat noch nie gehört.

Gratulation. Christa W.


Liebe Christa Wolf, Ihre Bücher haben einen festen Platz in meinem Regal. Natürlich Kassandra, Kein Ort. nirgends, Nachdenken über Christa T., Störfall ... Nach der Jahrtausendwende kam "Ein Tag im Jahr" hinzu. Inzwischen mein Lieblingsbuch von Ihnen! Schreiben Sie doch in Ihren Tagebuchnotizen von jedem 27. September zwischen 1960 und 2000 auch über die ersten Jahrzehnte meines Lebens - mit vielen Ähnlichkeiten, obwohl ich sie nicht in der DDR verbracht habe. Für das Schwäbische Tagblatt Tübingen waren Sie "die einzige DDR-Autorin von Weltruf und verkörperten wie kaum eine andere Schriftstellerin den Konflikt zwischen Geist und Macht". Den vielfach in Aussicht gestellten Literatur-Nobelpreis haben Sie nie bekommen. Und den Streit über ihre Person in den Feuilletons nach der Wende haben Sie durch Ihren Rückzug beendet. Zu Ihrem 80. Geburtstag am heutigen Mittwoch: eine Christ.a.Rose für Sie und herzlichen Glückwunsch.

Montag, 16. März 2009

Vom Umgang mit traumatisierten InterviewpartnerInnen


Der Amoklauf des 17-jährigen Tim K. hat es gezeigt: Nicht alle Medienvertreter verhalten sich im Umgang mit traumatisierten InterviewpartnerInnen richtig. Das Dart Center für Trauma und Journalismus in Deutschland hat wichtige Informationen für JournalistInnen bereit gestellt, wie sie sich richtig verhalten - die Richtlinien sind einen Klick wert.

Sonntag, 15. März 2009

Twitter und der Amoklauf

Der 140-Wort-Dienst Twitter scheint beim Amoklauf von Winnenden entgegen der ersten Einschätzung doch eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Die Stuttgarter Zeitung und die Financial Times Deutschland (FTD) widmen in ihren Online-Ausgaben der Bedeutung des Zwitschermediums sowie von Web 2.0 ausführliche Artikel. Im weitesten Sinne geht es vorrangig um die Frage: Inwieweit können wir digitalen Wahrheiten überhaupt trauen? Im Falle der ersten - inzwischen widerlegten - Behauptung der Polizei und des baden-württembergischen Innenministers Rech, der Junge habe seine Tat übers Internet angekündigt, sei dem auch in Journalisten- und Ermittlerkreisen zum Teil noch unterschätztem Echtzeit-Medium Twitter enorme Bedeutung zugekommen. Die Stuttgarter Zeitung schreibt: "Winnenden wird von manchen aber auch als bestandene Bewährungsprobe von Twitter in seiner Bürgerjournalismus-Variante gesehen. Dass es sich bei der angeblichen Amokankündigung im Internet um eine Fälschung handeln könnte, war kurz nach Bekanntgabe dieser Spur von Twitter-Nutzern erst angemahnt, dann belegt worden. Die Ermittlungsbehörden und viele Medien haben diese Tweets zunächst missachtet."
Debatte ums Web 2.0
In der FTD heißt es: "Bei der Suche nach einem Motiv, für die Bewältigung von Leid und Trauer über 16 Tote spielt der Kommunikations-GAU des Heribert Rech nur eine Nebenrolle. Doch was sich seit dem Blutbad von Winnenden abspielt, ist eine Zäsur in der Mediengeschichte der Republik. Erstmals und dann gleich mit der vollen Wucht eines Amoklaufs bekommt eine breite Öffentlichkeit die Chancen vom Web 2.0 mit seinen sozialen Netzwerken, Twittern oder Blogs vor Augen geführt - aber auch dessen Gefahren." Der Medienwissenschaftler der Universität Münster und Experte für Internetkommunikation, Christoph Neuberger, sagt folgendes voraus: "Die Katastrophe von Winnenden ist der erste Fall in Deutschland, der eine bedeutende Debatte um das Web 2.0 nach sich zieht. "

Donnerstag, 12. März 2009

Deutschland auf Halbmast

Nach dem gestrigen Amoklauf eines ehemaligen Schüler der Albertville-Realschule in der Kleinstadt Winnenden/Baden-Württemberg, hat die Bundesregierung die Fahnen aller Bundesbehörden auf Halbmast setzen lassen, in Baden-Württemberg sind alle öffentlichen Gebäude beflaggt. Zu betrauern sind 16 Jugendliche und Erwachsene sowie neun zum Teil schwer Verletzte, die der 17jährige erschossen bzw. angeschossen hat, sowie er selbst. Nach den bisherigen Ermittlungen hat er sich erschossen. Der mediale Rummel ist unbeschreiblich. Weltweit versuchten die Journalistinnen und Journalisten gestern mit Menschen vor Ort zu twittern. Mit mäßigem Erfolg übrigens. Winnenden ist nicht der Hudson River!
Acht tote Mädchen
Was war gestern als erstes auffällig? Die Ermittler haben erstaunlicherweise sofort bekanntgegeben, dass der Schüler in Winnenden zunächst in der Schule vermutlich gezielt auf Mädchen geschossen habe. Acht 14- und 15jährige Mädchen und drei Frauen sind tot. Anschließend und auf der Flucht habe Tim K. wahllos seine umfangreiche Munition verballert. Von außen betrachtet lebte der angeblich so unauffällige junge Mann in einer heilen Welt - doch drinnen hat es wohl ganz anders ausgesehen. Vielleicht auch in Bezug auf seinen Umgang mit Frauen, wenn sich die Vermutung der Polizei erhärten sollte. Die Aufarbeitung der Tat hat längst begonnen, für ihn jedoch und alle, die er mit in den Tod gerissen hat, kommen tragischerweise alle Erkenntnisse zu spät.

Freitag, 6. März 2009

Todbringende Mode

Diese Jeans durfte noch natürlich altern

Während wir bedenkenlos und wohl unwissend die neue stonewashed Jeans anziehen, bringt sie jungen türkischen Männern den - fast sicheren - Tod. Wie die Badische Zeitung unter der Überschrift "Der bleiche Tod" heute schreibt, stehen die aus ärmsten Verhältnissen stammenden Stonewasher den ganzen Tag mit einem Steinwaschgerät in meist illegalen Hinterhofklitschen in Istanbul, um den originalblauen Hosen den beliebten, verwaschenen Touch zu geben. Unter dem hohen Druck aus dem Sandstrahler werden Siliziumpartikel freigesetzt, die an der Luft auf Sauerstoff reagieren und sich in Quarz verwandeln. Der setzt sich in der Lunge fest und führt dazu, dass sich das Gewebe vernarbt und zusammenzieht. Silikose ist als Berufskrankheit bislang aus dem Bergbau bekannt. Der Lungenspezialist Professor Zeki Kilicaslan von der Universätitsklinik Istanbul versucht zu helfen wo es geht. Doch die 10.000 bis 20.000 betroffenen Männer haben wenig Chance auf Heilung. Nur eine Lungentransplation könnte den Ärmsten helfen. Ansonsten drohen die erkrankten 17- bis 25jährigen zu ersticken. Doch die OP wird nur in den USA und Deutschland gemacht und ist unbezahlbar für die Familien. Die türkische Regierung verschließt laut dem Korrespondentenbericht (noch) die Augen vor der Katastrophe.

Wir müssen Konsequenzen ziehen
Professor Kilicaslan klagt an: "Dass Zwanzigjährige sterben, damit andere Zwanzigjährige gebleichte Jeans kaufen können, ist wirklich deprimierend." Was bleibt ist die Frage an uns ModekonsumentInnen: Wie können wir die Modekonzerne noch stärker in die Pflicht nehmen, damit sie keine Kleidung auf Kosten von Menschenleben mehr produzieren ?!

Mittwoch, 4. März 2009

ZEIT-gemäßer Protest

Folgende Meinung blogge ich im Namen von JB-Kollegin Gabriele Heise:
Die ZEIT vom 26. Februar 09 dürfte außer mir wohl noch etliche andere Frauen ärgern: ein interessantes Interview über die Vereinbarkeit von Beruf und Mutterschaft ("Feminismus sticht Sozialismus" von Christine Brinck) ist dekoriert mit einer Art moderner Jungfrau Maria - nackte Liegende mit süßem Baby. Im Beiheft "Leben" wiederum finden sich Magermodels um die 13 Jahre alt. Der Titel "Wer soll das bezahlen?" weckt Assoziationen zu "Wer soll die bezahlen..?".

Als emotionale Belastungsprüfung stellt sich auch der Teil WISSEN heraus: blutiges Foto der rituellen Ermordung von Grindwalen auf der Färöer-Inseln. Ich habe mein Abo nun endlich gekündigt. Die Redaktion soll ihren (weiblichen) Verstand einschalten und bei Illus und Bebilderung nicht einfach auf niedrige Instinkte der männlichen Leser zielen.

Montag, 2. März 2009

Die armen Daba-Girls



So eine schöne Geschichte. Zuerst stand sie in der New York Times. Die schrieb Ende Januar über eine Selbsthilfegruppe für so genannte Daba-Girls – Mädchen, die in den guten, alten Zeiten mit einem reichen Banker liiert waren und jetzt Zuflucht auf der Webseite „Dating A Banker Anonymus“ fänden.

Allen gemeinsam sei, dass ihr FBF – ihr Financial Guy Boyfriend – seinen Job verloren habe und nun mit leeren Taschen zu Haus herumhocke. „Das stuft ihn technisch auf einen BF, einen einfachen Boyfriend herab,“ konstatiert ein Daba-Girl ganz nüchtern. Vorbei sei es mit den Wochenend-Einladungen auf Long Island, vorbei mit den Geschäftsreisen nach London oder gar zum Weltwirtschaftsforum nach Davos, dem aufwendigen Essengehen und dem täglichen Glas Champagner. Sie solle ihrem Sugar-Daddy stattdessen jetzt daheim was kochen, empört sich eine andere. Schön auch der Bericht einer dritten, ihr Lover hätte nun auch privat das Zepter abgeben müssen, sein restliches Geld werde jetzt von seiner Ehefrau verwaltet und damit seien keine Extraausgaben mehr drin.

Und nun soll das Ganze wieder ein Fake sein. Aber die Bloggerinnen, die diese Seite aufgemacht haben, schreiben einfach so lebensecht, dass sie unbedingt weitermachen sollten. Daraus entsteht garantiert die nächste Soap.

Bono von U2 lobt Angela

Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel viele Feinde, Neider und Skeptiker hat, ist allgemein bekannt. Aber sie hat auch Fans. Einer davon ist besonders prominent. Wer hätte das gedacht? Bono Vox (Frontmann der irischen Rockband U2) gibt zu, Fan von Angela Merkel zu sein. Ihr seien die politischen Geschicke ihres Landes wichtiger als ihr Ego, zitiert das Nachrichtenmagazin Focus
den 48-jährigen Weltstar im Interview:
"Das Ego nicht in den Vordergrund zu stellen ist sowohl für Rockstars als auch für Politiker absolut außergewöhnlich!“
Doch der für internationale Aktionen zur Armutsbekämpfung engagierte Künstler, dessen Musik sich seit über 20 Jahren in den Medien behauptet, der zudem immer wieder Songs mit politischem Tiefgang, wie zum Beispiel Sunday Bloody Sunday textet, was in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich ist, holt noch weiter aus. Mit einem Kompliment, das Politikern, wie zum Beispiel einem Sarkozy oder einem Putin (wobei beide mittlerweile weniger Macht haben) wohl ein Dorn im Auge ist.
„Ihre Haltung, ihre Genauigkeit und ihre Schnörkellosigkeit machen sie zu einer sehr gefährlichen Person bei Verhandlungen.“

Bono hat bei hochrangigen Politgipfeln, insbesondere G8-Treffen, Bekanntschaft mit nahezu allen wichtigen Staats- und Rechierungschefs der Welt gemacht. Schön, dass sein Lob die hartnäckige Politikerin mit Prinzipien international noch bekannter macht. Ob sie U2-Fan ist, stand in dem Artikel leider nicht.

Willkommen in der Webciety

Für die morgen beginnende Cebit 2009 wurde ein neuer Trend-Begriff erfunden: die Webciety. Der Begriff ist zusammengesetzt aus Web und Society, also Netz und Gesellschaft. Die Financial Times Deutschland schreibt dazu: "Das enorme Wachstum der sogenannten Social Communities ist der Ausgangspunkt, die Vernetzung des Menschen Jahrzehnte nach den großen Diskussionen aus den Anfangstagen des Internets wieder zu einem exponierten Thema zu machen. Der Erfolg von Internet-Seiten wie Facebook, Xing oder StudiVZ, auf denen Nutzer von privaten Informationen bis zu Geschäftskontakten nahezu alles austauschen, was auch in der realen Welt getauscht wird, hat dem vernetzten Zusammenleben einen neue Qualität verliehen und den Diskurs neu befeuert." Noch vor wenigen Jahren habe die Aussagen "Wir bleiben in Kontakt" eine ganz andere Bedeung gehabt als in Zeiten von Instant Messaging, Twitter, Mail etc. Heute geht der Trend dahin, dass die Menschen auch mobil sozial untereinander vernetzt sein wollen. Die Cebit 2009 bietet in der Webciety-Area in Halle 6 Informationen und Diskussionen rund um das Thema.

Sonntag, 1. März 2009

Ein Wilhelm zu viel

von Judith Rauch

Es stand im "Spiegel" unter der witzigen Überschrift "Wilhelm und der Grubenhund": Ein fieser Jungjournalist hatte am Tag der Ernennung des neuen Wirtschaftsministers in dessen Wikipedia-Eintrag zu den zahlreichen Vornamen noch einen erfundenen eingefügt: Wilhelm. Prompt stand´s am nächsten Tag in der "Bild"-Zeitung:

"Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Wilhelm Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg - Müssen wir uns diesen Namen merken?"
"Bild" war blamiert, Chefredakteur Kai Diekmann meinte reumütig:
"Das war überhaus heilsam, so heilsam wie Tom Kummer."
Was folgt nun daraus? Echte Journalisten müssen noch viel gründlicher recherchieren als bisher. Um solche Reinfälle zu vermeiden. Um sich von Internet-Laberern (und -Twitterern) abzuheben. Und gegenüber Wiki-Medien müssen sie besonders misstrauisch sein, weil dort fiese Kollegen ihr Unwesen treiben, um unsereins vorzuführen. Dabei recherchiere ich doch schon wie ein Weltmeister. So heftig, dass ich erst Wochen später oder gar nicht dazu komme, den "Spiegel" zu lesen. Darum weiß ich auch noch gar nicht, was es mit dem Grubenhund auf sich hat. Wer´s wissen will, soll´s einfach selber lesen.