Mittwoch, 25. Februar 2009

Gefährliche Ratschläge

Am 21. Februar stand in der Stuttgarter Zeitung ein ironischer Text zum Thema Ratschläge. Die Autorin Adrienne Braun lästerte über weise Ratschläge, zum Beispiel bei Beziehungskrisen. Einer Bekannten habe man z.B. geraten:
"Du musst sagen, wie es sich für dich anfühlt. Wie es dir dabei ergeht. Du musst Grenzen aufzeigen. Du musst bei dir bleiben. Du musst, du musst, du musst."

Die Freundin, der man all die Ratschläge gab, musste aber umziehen, da die Beziehung auseinander ging. Das habe neue Ratschläge nach sich gezogen. Dann habe man ihr geraten
„Du musst jetzt loslassen“, „musst nach vorne schauen“, „Geduld haben“, „Den Schmerz zulassen“
et cetera.
Dann resümiert sie über Ratschläge, die man ihr selbst gab, als jemand ihr Auto beschädigte und sich aus dem Staub machte. Ihre Mitmenschen meinten, dass sich Ärger nicht lohne. Dass man sich nicht aufregen solle. Sich keinen Stress machen und nichts an sich rankommen lassen, sondern cool bleiben soll.
Derartige Ratschläge sind gefährlich. Zudem sind meist Frauen die, die darauf reinfallen. Und dann noch der Spruch „Der Klügere gibt nach...“. Ist es nicht eher ein Fallstrick, dass die Person, die nachgibt, die dumme ist? Und sich noch cool vorkommen soll? Wenn der Kollege bei selber Arbeit doppelt so viel Gehalt kassiert, da er als Mann angeblich mehr Kompetenz auf Kunden ausstrahlt? Wenn eine selbst ernannte Coaching-Expertin (die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt) für Krisenkommunikation meint, dass sich die Kundin nachgiebig zeigen soll, dann erhalte sie automatisch viel mehr Geld nach der gütlichen Trennung, Kündigung, egal ob Ehe, Wohnung oder Arbeitsplatz, Steuerbescheid etc. Das ist doch gefährlich dumm! Insbesondere, wenn die selbst ernannte Kommunikationsexpertin den Unterschied zwischen Mehrwertsteuer und Einkommenssteuer nicht kennt, noch nie etwas von Zugewinn- oder Versorgungsausgleich gehört hat, Schönheitsreparaturen aus ästhetischen Gründen für unerlässlich hält und die Voraussetzungen nicht kennt, unter denen einem Arbeitnehmer überhaupt eine Abfindung bei einer Kündigung des Arbeitsplatzes zusteht.
„Das ist doch automatisch so, oder...?“

Ha, ha, ha. Wer für derartige “Ratschlag-Workshops, Seminare mit Kräuterwellnesstee, Duftkerzen, Lotustanz, Kalligraphie, Chinesische Malerei, asiatischen Symbolen und Walfischklang-Musik im Hintergrund all inclusive” noch einige hundert Euro bezahlt, ist so naiv, dass es gefährlich werden kann. Und oft wird gerade Frauen Naivität vorgeworfen. Wenn, dann zu echten Expertinnen oder Fachleuten gehen, die was von der Materie verstehen. „Nachgeben“ schützt vor dummen Fehlentscheidungen nicht. Und Abwarten und Tee trinken ist wie eine tickende Zeitbombe. Denn Fristen laufen ab.

Aber für Abspeckdiäten scheinen sich viele eher zu interessieren als für Businessentscheidungen - und alles was mit Geldforderungen zu tun hat. Mit einer wissenschaftlich klingenden Verpackung scheinen die Ratschläge ihr Geld wert zu sein. Zu Preisen von bis zu 350 Euro verteilt ein Anbieter seinen Teilnehmen zum Beispiel einen individuellen Ernährungsplan zum Schlankwerden. So wird dem einen von der Gurke abgeraten und dem anderen die Tomate ans Herz gelegt. Die Verbraucherzentrale Bayern sieht diese Methode sehr kritisch und rät von einer Teilnahme ab. „Bislang gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis für die Existenz bestimmter Stoffwechsel-Typen und Rückschlüsse auf die Ernährung", kritisiert zum Beispiel Dr. Martin Hofmeister, Ernährungsexperte.
Die StZ-Autorin scheint über „gut gemeinte“ Ratschläge gründlich nachgedacht zu haben. Und gibt ebenfalls "kreative und motivierende" Tipps.
Zum Beispiel:
„Haus abgebrannt? Geben Sie dem Glück eine Chance.
Gekündigt? Think pink. Verlassen? Gehen Sie mit einem innerlichen Lächeln durchs Leben. Sie stehen vor dem Bankrott? Entdecken Sie die Schönheiten des Seins.
Hund tot? Lassen Sie Wunder wahr werden. Erkältet? Erst mal tief durchatmen....“
Die wertvollen Weisheiten sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ironisch gemeint... - meint die Blog-Autorin.

Dienstag, 24. Februar 2009

Gewissensfrage



Der Film "Slumdog Millionaire", der die Geschichte des im Mumbaier Slum lebenden Straßenjungen Jamal Malik zeigt, bekam bekanntlich gerade acht Oscars. In Indien, wo der Film schon seit fünf Wochen läuft, sind die Leute sehr stolz darauf und haben ihm sogar über Nacht ein Denkmal in den Sand gesetzt.

Die Geschichte und die Musik sind wirklich ganz hervorragend. Ich weiß das, obwohl der Film erst am 19. März bei uns anläuft. Nein, keine Pressevorführung. Ich habe eine Raubkopie gekauft, vor ein paar Wochen im Souq von Damaskus, für etwa einen Euro. Jetzt lese ich auch noch, dass der Darsteller Anil Kapoor seine gesamte Gage indischen Kindern gespendet hat. Und ich geniere mich. Das werde ich nicht mehr machen. Nach einer Uni-Studie verliert die Filmindustrie durch Raubkopien allein in Deutschland 193 Millionen Euro pro Jahr, weltweit sollen es Milliarden sein.

Montag, 23. Februar 2009

Such den Fehler

Als Karnevalspuppe wird Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier beim Kölner Rosenmontagszug doch nicht splitternackt zu sehen sein. "Es wird noch ein Tanga aufgemalt, so ein brasilianisch kleiner", sagte Zugleiter Christoph Kuckelkorn dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Er erklärte, man wolle keine Effekthascherei.

Beim Richtfest des Rosenmontagszuges war die Figur noch nackt präsentiert worden - nur mit zwei kleinen Bundesadlern auf den Brustwarzen, und Kuckelkorn ließ sich daneben fotografieren. Komitee-Sprecherin Sigrid Krebs betonte aber, der entsprechende Festwagen sei schlicht noch nicht fertig. Dass die Figur nicht nackt bleiben würde, sei immer völlig unstrittig gewesen: "Als wir uns für den Wagen entschieden haben, war klar: Der Kanzlerkandidat kriegt was an."


Es entspreche dem Kölner Humorverständnis, dass man bei der Gestaltung der Wagen nicht verletzend werde, betonte Krebs. "Wir stellen niemanden bloß." Der Düsseldorfer Wagenbaumeister Jacques Tilly sah die Veränderung der Figur skeptisch, wie die Zeitung weiter berichtete. "Für diese Darstellung ist der Karneval doch erfunden worden", wurde er zitiert. "Einmal im Jahr darf man ungestraft über die Stränge schlagen." Auch bei der Karnevalsgesellschaft Löstige Höhenhuuser, der der Wagen zugeordnet wurde, hätte man den nackten Kanzlerkandidaten locker gesehen, wie deren Präsident Jupp Decker sagte: "Also mich hätte das wirklich nicht gestört."

Nein, die folgende Geschichte ist so nie passiert und wird wohl in absehbarer Zeit so auch nie passieren. Zum Glück für den Kanzlerkandidaten - aber eben nur für ihn.
Die Originalmeldung gibts unter: http://nachrichten.t-online.de/c/17/71/19/06/17711906.html

Sonntag, 22. Februar 2009

Warum schreibt keine über Twitter?

von Judith Rauch

Alle schreiben über Twitter. Sogar der journalist hat im Februarheft den "Hype um Twitter" ausgerufen. In der Titelgeschichte zerbrechen sich kluge Köpfe denselben darüber, ob denn nun in den 140-Zeilen-Kurznachrichten der Journalismus der Zukunft steckt oder nicht. Ich kann es kaum glauben, aber vielleicht verpasse ich ja was. Was wird denn da draußen so gezwitschert? Weiß das eine? Erfahrungsberichte werden gern entgegen genommen - sie dürfen auch gerne 141 Zeichen haben.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Die Tränen der Milliardärin

Sind sie wirklich echt? Das frage ich mich, als gestern der Chefin der Schaeffler-Group die Tränen über die Wangen fließen. Die Milliardärin bettelt um Gelder beim Staat - und ihre umd die Arbeitsplätze bangenden MitarbeiterInnen stellen sich in einer spektakulären Demonstration hinter sie und den angeschlagenen Konzern. Da darf man sich schon mal fragen, welcher Art die Tränen sind: Der Rührung über diese solidarische Reaktion oder Kalkül und vielleicht für die Medien halb gewollt, halb echt inszeniert? Schließlich wird es Maria-Elisabeth Schaeffler persönlich nicht an den Kragen gehen. Ihr privates Geld ist nicht gefährdet, weshalb sie für die Demo auch tunlichst einen "schlichten" Parka trug. Am Vortag erschien sie vor ihren Leuten noch im edlen Nerz. Ein ungeschicktes Signal.
Zank um kleinere Kredite
Und während Frau Schaeffler - hoffentlich - um die Arbeitsplätze kämpft, ballen kleinere Unternehmer vor Wut die Faust. Im Fall eines Bekannten bekommt dieser für seinen 5-köpfigen Betrieb nicht einmal mehr den dringend notwendigen Kredit von vergleichsweise läppischen 30.000 Euro. Obwohl die Geschäfte eigentlich gut laufen. Hier im Kleinen zicken Banken wegen jedem Cent - während die Superreichen verschont bleiben . Der bisher konservative Wähler versteht ob dieser Ungerechtigkeit inzwischen sehr gut, warum bestimmte Parteien in diesen Zeiten Zulauf bekommen. Ihn würde nicht mal mehr eine Inflation schrecken. Dann wären seine Schulden schließlich gleich (fast) mit weg.

Mittwoch, 18. Februar 2009

Vielzahl von Weiblichkeiten

Buchcover, Verlag Wortwechsel

Sie sind wie Fenster zu Ausschnitten von interessantem und alltäglichem Leben, die prosaischen, lyrischen und teils experimentellen Texte der Anthologie der Schreibwerkstatt Kaufungen (bei Kassel) im Band „Himmelsstürmerinnen 2“. Das im Verlag Wortwechsel erschiene Buch liest sich süffig wie eine gute Flasche Wasser und zeigt eine facettenreiche Vielfalt weiblichen Schreibens. In Kapiteln wie „Ichwärts – Selbstvergewisserung“, „Berührt – Begegnungen“ und „Überleben – Dramatisches“ spiegeln die Texte der Frauen der von Kirsten Alers angeleiteten Schreibwerkstatt wie die Dezernentin der Stadt Kassel für Frauen, Anne Janz, im Vorwort sagt „nachdenklich, humorvoll, bitter und kraftvoll“ den Blick von Frauen auf die Welt. So zum Beispiel in „Nur der Mond“, in der die Perspektive eines misshandelten Mädchens und die einer Frau (in auktorialer Erzählweise), die das Mädchen findet, nebeneinander gestellt werden. Oder in „Kleiner Kosmos“, kontrastiert hier die Stimme, die den Leitfaden für eine Traumreise vorgibt, und die Ich-Erzählerin, der alles Mögliche durch den Kopf geht, die sich so gar nicht einlassen kann und am Ende doch die Möwen aus der Traumreise hört. Dunkler Humor zum Beispiel die Geschichte einer Frau, die ihren schlechten Liebhaber scheinbar mit Pilzen vergiftet und in der die Lesenden wie der Partner erst am Schluss erfahren, dass alles nur Show ist. Über die „vielen Weiblichkeiten“ der 43 Autorinnen, so Alers, schreibt ebendiese im Nachwort:
„Wir benennen, schaffen Text-Form, um uns selbst zu spüren, als ein Ich fühlen zu können, um uns als Subjekte und auch unser Objektsein zu erkennen, aber ebenso, um uns den Spiegel vor zu halten, um (Herrschafts-) Verhältnisse zu bezeichnen, handhabbar und veränderbar zu machen und um im Angesicht fehlender Antworten zur Selbstbehauptung zu kommen, um uns zu verorten im – immer noch weitgehend frauenortlosen Raum, um Wege zu beschreiten zu neuen Selbst- und Weltentwürfen.“
Die Schreibwerkstatt sei ein Ort zum Experimentieren, zur utopischen Verortung. Beim Schreiben würden Rollen definiert, fixiert – aber eben auch gebrochen. - Wie wahr!
„Himmelsstürmerinnen 2“, Hg.: Kirsten Alers, Verlag Wortwechsel, Kaufungen 2008

Sonntag, 15. Februar 2009

Virtualität

von Judith Rauch

Dass sich auch mein Leben immer stärker in virtuellen Räumen abspielt, erfuhr ich auf folgende Weise: Am Freitag bestellte ich ein paar Bücher bei Amazon. Da dort gerade eine Aktion "Kostenloser Premium-Versand" läuft, wagte ich es und bestellte die Bücher mit Lieferfrist Samstag. Ob DHL das wohl schaffen würde? Dank der ebenfalls kostenlosen Funktion "Paketverfolgung" konnte ich den Wettlauf des Dienstleisters mit meinen Erwartungen online mitverfolgen. Tatsächlich hat mein Päckchen bereits am Freitagabend 20.54 Uhr das Versandzentrum verlassen. Um 22.03 Uhr passierte es den HUB Wabern. Am Samstagmorgen um 6.21 Uhr, als ich noch selig schlief, meldete Stuttgart: "Lieferung wird zugestellt". Doch dann wurde es Nachmittag, und ich wurde langsam unruhig. Kein Päckchen, keine Bücher. Ein Blick in die Paketverfolgung: "11.25 Zugestellt", hieß es da lapidar. Eigenartig - ich hatte gar kein Klingeln gehört. Also tigerte ich durchs Haus, das zwei Eingänge hat. Und fand - im falschen Treppenhaus, aber doch immerhin im richtigen Gebäude - mein Bücherpäckchen. Wie war ich da froh, dass meine virtuelle und meine reale Welt wieder übereinstimmten.

Samstag, 14. Februar 2009

Ein toller kleiner Hecht

Mutter mit 14, Mutter mit 13, Mutter mit 12 - oft schon gelesen, oft darüber gestaunt. Väter spielten bei den Meldungen kaum je eine Rolle. Warum auch, dachten sich die Medien wohl, - es sind ja die Mädchenmütter, die die Verantwortung zu tragen haben und die Schule abbrechen müssen. Wozu brauchte es da auch den Verweis auf meist ebenfalls minderjährigen Väter?

Anders bei diesem Fall: "Dad at 13" titelt die Sun. Der kleine Alfi war gerade einmal 12 Jahre alt, als er und seine Freundin das Kind gezeugt haben.

Alfi will übrigens ein richtiger Vater sein und Verantwortung tragen, jubelt die Sun. Aufwachsen wird das Baby - aha! - aber trotzdem bei der Kindsmutter und deren Familie. Diese ist übrigens 15 und taucht in der Sun nur auf einem kleinen Bild in der Ecke auf - mit den 14-, 13- und 12-jährigen Mütter kann sie auch nicht mehr so recht mithalten.
http://video.gmx.net/watch/5957820/Vater_mit_13

Donnerstag, 12. Februar 2009

Die Könige passen auf uns auf



Foto: Queen Rania, ausnahmsweise in Uniform

Amman/München: Über Nacht hat es endlich einmal geregnet. Seit Monaten berichten die jordanischen Zeitungen über den eklatanten Wassermangel in diesem ohnehin extrem wasserarmen Land. Jedes Schulkind weiß, dass die Staudämme nur zu einem Viertel gefüllt sind, dass erst zehn Prozent der während des Winters mindestens notwendigen Regenmenge gefallen sind und dass König Abdullah bereits mit einigen Imamen ein Regenritual absolvierte. Schon wird darüber diskutiert, welche Früchte nicht mehr angebaut werden dürfen und wie man Wasser sparen könnte (Zeitungs-Kampagne „Jeder Tropfen zählt“). Ein Vertreter der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Jordanien meint, ein großer Teil der Wasserleitungen seien undicht.

Ständig die Trockenheit dieses Wüstenlandes vor Augen, erlebten wir einen ungewöhnlich warmen und sonnigen Herbst und Winter unter den Augen des Königs. Denn der ist überall präsent, die ersten Porträts hingen in der Ankunftshalle des Flughafens und begegneten uns dann in tausendfachen Ausführungen an den Straßen und Autobahnen, an allen öffentlichen Gebäuden, aber auch in jedem kleinen Coffee-Shop. King Abdullah mit seinem Vater King Hussein, mit Queen Rania und den Kindern, der King beim Rauchen einer Wasserpfeife, beim Anfeuern seines Fußballteams, sanft winkend oder grimmig in Uniform, gerade, wie es passt.

Anfangs habe ich mich sehr darüber amüsiert, aber dann hatte ich ein aha-Erlebnis, als ich mich nach drei Tagen in dem wunderschönen und überraschend lockeren Syrien und Damaskus gerade an den dort ebenso präsenten Präsidenten Baschar al-Assad, gewöhnt hatte. Der verabschiedete sich an der Grenze lachend von uns, auf der anderen Seite begrüßte uns König Abdullah. Ach wie nett, dachte ich, jetzt passt wieder der König auf uns auf. Soll heißen, ich habe verstanden, dass diese gigantischen PR-Maßnahmen durchaus Sinn machen. Die Menschen gewöhnen sich so sehr an die allgegenwärtigen Fotos ihrer Herrscher, dass sie sich von denen wirklich beschützt fühlen.

Auf dem Rückflug nach München habe ich dann noch mal ein Interview mit meiner Herzens-Königin Rania gelesen - eine sehr gebildete, eloquente, frauenbewusste („Die Macht der Frauen zu stärken, ist vielleicht das bedeutendste Erbe, das wir unseren Kindern hinterlassen können“) und hervorragend aussehende Mutter von vier Kindern. Und witzig ist sie auch noch. Schaut mal, was sie in den weiteren, auf youtube rechts angezeigten Beiträgen erzählt.

Auf Wiedersehen Jordanien.

Mittwoch, 11. Februar 2009

Moderne Trümmerfrauen

Und tschüss: Die Jungs haben die Finanzmärkte abgezockt und überlassen den Frauen die Rettung des abgefahrenen Zugs... Illustration: Per Thomas

Gerade in der Online-Ausgabe der Financial Times Deutschland (ftd) gefunden: Kollegin Ruth Fend schreibt über "Finanzmarkt-Trümmerfrauen". Kernaussage des Artikels ist die These, dass Frauen die besseren Finanzexperten sind. Das mache sie zu den Gewinnern der Krise. Nun sollen sie die Trümmer der Männer wegräumen - und mit ihrem Gespür für Risiken den nächsten Absturz verhindern, schreibt Fend. Sie sprach unter anderem mit einer Anlagenberaterin, deren größtes Asset nach eigener Angabe ihr Geschlecht sei. Nicht nur, weil Frauen ihrem Gegenüber zuhörten, statt ihm Zahlenkolonnen und Besserwissereien um die Ohren zu hauen. Auch der Umgang mit Geld sei ein ganz anderer. Zudem hätten sie ein viel besseres Gespür für Risiko. Nicht der Kapitalismus stecke in der Krise, sondern "das männliche Prinzip", in dem Fehler tabu seien und das vor Überheblichkeit strotze, habe die Krise ausgelöst. "Was passiert ist, wäre unvorstellbar gewesen, wenn Frauen an den Schalthebeln gesessen hätten."
Mehr Händlerinnen aufs Parkett
Weil die Jungs vor Testosteron strotzen und damit die Lust auf Risiko zur Obsession werden kann, sagen britische Forscher, sollten mehr Händlerinnen aufs Parkett. Mehr Östrogene und X-Chromosome - vielleicht hätte damit das "große Zocken" verhindert werden können. Jetzt, da es ans Aufräumen geht, sollten Frauen an die Schalthebel. Wo harte Reformen bevorstehen, sei weibliches Führungspersonal eine gute Wahl. Barack Obama weiß das. Dumm nur, dass seine ausgeguckte Finanzfrau ausgerechnet vergessen hatte, Steuern für ihre Haushaltshilfe abzuführen. Auch Trümmerfrauen machen Fehler.
Diesen Text der ftd: Unbedingt lesen!

Dienstag, 10. Februar 2009

Weiter Lesen! im Duett

Auf die geschasste Elke Heidenreich folgt wieder eine Frau - wenn auch als Teil eines gemischten Doppels. Amelie Fried wird die neue Literatursendung des ZDF gemeinsam mit dem Journalisten Ijoma Mangold moderieren. Das klingt interessant: die Talkerin und Autorin ("Traumfrau mit Nebenwirkungen", "Schuhhaus Pallas - Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte") Seite an Seite mit dem Literaturkritiker und Mitglied der Ingeborg-Bachmann-Jury - quasi als Literarisches Duett. Generalabrechnungen mit dem deutschen Fernsehen sind nun eher nicht zu erwarten. Fried hat bereits den Grimme-Preis, den Telestar und ein Bambi entgegen genommen - völlig ohne Eklat. 
Mehr Infos online beim ZDF.

Sonntag, 8. Februar 2009

Oh Mann - bin ich schön?!

"Männlich und weiblich im Spiegel der Werbung" hieß ein Forschungsprojekt, dem 1400 Werbeanzeigen zugrunde lagen und das jetzt an der Universität Trier beendet wurde. Überraschendes Ergebnis: Die Dominanz junger Männer auf Werbeanzeigen. Vermehrt sichteteten die ForscherInnen 14 bis 19jährige männliche Jugendliche, die sich die Haare stylen und ihre Gesichtshaut pflegen. Die Männer der Generation 40+ tauchen in Anzeigen zwar auch auf - aber dort widmen sie sich vor allem "aufopferungsvoll der Pflege des Nachwuchses", wie es in einer idw-Pressemitteilung heißt. Auffällig bei den jungen Jungs sei auch, dass sich fast keine Alternativen zum schlanken Körper auftun. Ein geschlechtsübergreifendes Phänomen. Nicht überraschend für Frauen ist, dass die Anzeigen mit fürsorglichen Vätern gern gesehen werden und dass junge Männer sowie Frauen auch das neue Kosmetik- und Modeinteresse der 14 bis 19jährigen Jungs begrüßen - was von Männern insgesamt aber eher abgelehnt wird.

Michael Jäckel, Julia Derra, Cornelia Eck, SchönheitsAnsichten, Nomos, Januar 09

Mittwoch, 4. Februar 2009

Best Quality - Lowest Price



Amman: „Best Quality - Lowest Price“ heißt es in dicken lateinischen Lettern in der ansonsten arabisch geschriebenen Anzeige. Gemüse? Baumaterial? Matratzen? Nein, es geht um Mädchen aus Sri Lanka, den Philippinen und Indonesien, die von dubiosen Agenturen in Jordanien wie im gesamten Nahen Osten, aber auch in Malaysia, Hongkong und Singapur als Hausangestellte vermittelt werden. In Europa sind sie (noch?) ein Luxusgut, das sich nur gut Betuchte leisten können. In arabischen Ländern gehören Dienstmädchen längst zum Alltag. Mit 50 bis 300 Dollar im Monat sind sie selbst für Familien mit mittelmäßigem Einkommen erschwinglich. Laut UNO-Weltbevölkerungsbericht von 2006 wandern seit dem Jahr 2000 jährlich rund 800 000 Asiatinnen allein in den Nahen Osten aus.

Human Rights Watch (HRW) nennt das modernen Skavenhandel. Die Familien holen die bestellte Ware am Flughafen ab und nehmen den Mädchen als erstes den Pass ab, als Absicherung gegen mögliche Diebereien im Haus. Ohne die Zustimmung der „Halter“ kann das Hausmädchen weder nach Hause fahren noch die Stellung wechseln. Viele fliehen trotzdem in die Illegalität, weil sie geschlagen, vergewaltigt, nicht bezahlt oder jahrelang eingesperrt werden, Wer seine Familie ohne Einverständnis verlässt, ist automatisch illegal.

So stranden viele vor den Botschaften ihrer Heimatländer. Geholfen wird ihnen oft nur halbherzig, freuen sich die Länder doch über die Milliarden, die die Mädchen jährlich nach Haus überweisen. Im Libanon hat sich im letzten Jahr fast jede Woche eines dieser Mädchen umgebracht bzw. ist auf mysteriöse Weise umgekommen, wie Gabriela M. Keller in der TAZ berichtet.

Ich freue mich jedes Mal, wenn ich in Amman eine Gruppe kichernder junger Frauen aus Sri Lanka oder den Philippinen eingehakt auf der Straße sehe. Sie haben ihren freien Tag und sie haben sich gegenseitig. Aber was ist mit denen, die wir nicht sehen?

Montag, 2. Februar 2009

Kassensturz

Kritisch gesehen hat StZ-Autor Matthias Ring den Tatort „Kassensturz“ mit Ulrike Folkerts, alias Kommissarin Lena Odenthal, am 1.2.09 im ARD. Kommissarin Odenthal und Kollege Kopper (Andreas Hoppe) ermitteln im Fall einer Discounter-Kette. Ähnlichkeiten mit real existierenden Läden, in denen systematisch versucht wurde, die Bildung eines Betriebsrats zu „erschweren“, schienen nicht ausgeschlossen zu sein. Das ist auch gut so! Rügen des Kommentators zum Thema „Cross-Promotion“ scheinen weniger angebracht. Weshalb sollte ein öffentlich rechtlicher Sender in TV-Serie einen Privatsender einspielen, wenn Radiomusik im Drehbuch steht?
Treffsicher aber die Erkenntnis des Kommentators
""Der Regisseur Lars Montag, von dem in Zusammenarbeit mit Stephan Falk auch das Buch stammt, hat das System der Ausbeutung so anschaulich inszeniert, dass vor allem die Darstellung der Deutschlandchefin und des Gebietsleiters der „Billy-Kette“ schon zu satirisch wirkte.""
Aber Satire ist auch eine Form der Kritik. Und der im Film vom „Bösewicht“ vorgebrachte Vorwurf:
"Wer Waren unter Wert kaufen will, darf sich auch nicht wundern, dass Menschen unter Wert behandelt werden!"
sollte einem zu denken geben. Diese Dumpinglöhne gelten analog auch zu Honoraren für freie Journalisten. Wer Texte für 20 Cent pro Zeile anbietet, während seriöse Blätter für die identische Textlänge 200 Euro anbieten, braucht sich nicht über einbrechende Honorarsätze zu wundern. Aus Solidarität sollte man sich weigern, sich derart unter Wert zu verkaufen. Sonst trifft es einen eines Tages selbst. Dann sieht der "Kassensturz" so aus, dass der volljährige Hauptschulabsolvent, der am Fließband arbeitet, das zehnfache dessen verdient, was Akademiker mit Journalistenausbildung Anfang 30 verdienen. Und rechnet man hoch, dass der/die geringer qualifizierten Arbeitnehmer bereits 15 Jahre Lohn bezogen, müssen Journalistinnen (die sind übrigens besonders anfällig, solche Jobs anzunehmen und lassen sich aus Gutmütigkeit zu viel bieten) und Journalisten einige Jährchen arbeiten, bis zumindest gleich viel in der Kasse ist. Erst dann arbeiten sie in der "Gewinnzone" - wenn der Job noch da ist. Sonst folgt der Absturz. Und in der Kasse bleibt, im schlechtesten Fall, neben Hartz IV noch der 1-Euro-Job. Im Tatort arbeiteten übrigens ausschließlich Frauen im Niedriglohnbereich.