Montag, 19. März 2012

Schade, Frau Schadt!

von Judith Rauch

Im neuen Medium Magazin porträtiert Raimund Kirch, Chefredakteur der Nürnberger Zeitung, auf zwei Seiten seine nun ehemalige Mitarbeierin Daniela Schadt, die ja, wie auch bei uns angekündigt, jetzt hauptberuflich, wenn auch unverheiratet, Frau Bundespräsident geworden ist. Das ist nett vom Chef - und natürlich auch gute Promotion für die Zeitung. Ein Foto zeigt die scheidende Kollegin in Jeans, T-Shirt und Blazer vor dem Redaktionsgebäude - und die Überschrift legt nahe, sie werde "Im Herzen immer Journalistin" bleiben.

Wir erfahren ein wenig Klatsch: Sie hat ihr Maskottchen, einen Elch, mitgenommen. Sie hatte viele Duz-Bekanntschaften in und außerhalb der Redaktion. Über ihren "Jochen" hat sie den KollegInnen nur das Nötigste erzählt. Aber immerhin, wo es zwischen beiden gefunkt hat: im Keller-Treffpunkt des Caritas-Pirckheimer-Hauses, eines höchst spartanisch eingerichteten katholischen Tagungshauses im Zentrum Nürnbergs. Interessanter aber ist, was Kirch über die journalistischen Vorlieben der Kollegin schreibt.

"Daniela Schadt hätte nie über Wulff geschrieben, das Thema Stasi-Unterlagenbehörde überließ sie anderen. Wer zu nah dran ist, verliert die Übersicht, war ihre Devise."
Stattdessen beschäftigte sie sich mit Europa-Fragen, speziell mit Griechenland. Und mit den Verfilzungen im modernen Russland:
"Das Buch 'In Putins Russland' der ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja hat Daniela Schadt tief bewegt. Was schönfärberisch als 'gelenkte Demokratie' bezeichnet wird, erzeugte bei ihr tiefes Misstrauen: Das drückte sich in ihren Kommentaren aus und schlug sich in der Auswahl der Nachrichten nieder."
Wir dürfen also gespannt sein auf die erste Russland-Reise des Paars Gauck/Schadt. Zu den Duzfreunden der Ex-Journalistin wird Wladimir Wladimirowitsch Putin wohl nicht so schnell aufsteigen. Vielleicht kann sie trotzdem - oder gerade deshalb - etwas für die Pressefreiheit in Putins Russland tun.

In Nürnberg jedenfalls werden ihre klaren Worte schon jetzt vermisst. "Keine Kommentare mehr von Daniela Schadt - schad'!", schrieb eine Leserin an die Nürnberger Zeitung.

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