Samstag, 6. März 2010

GMMP: Frauenteil in den Medien kaum gestiegen

 
Auswertung der Netzeitung am 10. November 2009 
Foto: Wulf-Frick

Das Global Monitoring Projekt (GMMP) gehört zu den fundamentalen Bausteinen im Profil des Journalistinnenbundes (JB). Nach drei internationalen Untersuchungen zur Präsenz von Frauen in Presse, Hörfunk und Fernsehen 1995, 2000 und 2005 beteiligte sich der JB mit der Koordination für Deutschland auch am vierten GMMP 2009. Die internationale Koordination lag wieder bei der "World Association of Christian Communication (WACC)" in Toronto. 42 Länder beteiligten sich am GMMP. In Deutschland werteten mehr als 30 Journalistinnen nicht nur aus dem JB, sondern zum zum ersten Mal auch mit der Unterstützung von Kolleginnen aus dem Deutschen Journalistenverband (DJV) nach einem einheitlichen Schema - dessen Handhabung uns in einem Seminar in Frankfurt genau erklärt wurde - neun TV-Nachrichtensendungen von ARD und ZDF sowie der Hauptnachrichten von RTL aus. Dazu kam mit Radio Köln ein kommerzieller Anbieter hinzu. Zwölf nationale und regionale Tageszeitungen sowie vier führende Online-Dienste rundeten das Untersuchungsspektrum ab. Am Stichtag 10. November 2009 wurden 153 Zeitungsberichte, 117 TV-Nachrichten, 50 Radiomeldungen und 63 Online-Beiträge kodiert. Ergebnis: Die Frauenpräsenz in den deutschen Nachrichten ist noch immer niedrig! Der Anteil der Frauen, über die in den Medien berichtet wird, stieg um nur ein! Prozent seit 2005. Das internationale Endergebnis mit den deutschen Vergleichszahlen wird für den Herbst 2010 erwartet.


Ich selbst habe zum ersten Mal - gemeinsam mit einer Kollegin aus dem Akademikerinnenbund - beim GMMP als Kodiererin mitgewirkt. Wir haben eine Nachrichtensendung im SWR sowie als Online-Medium die Netzeitung ausgewertet. Beim Kodieren hatten wir viele Diskussionen über die Präsenz von Frauen in den Medien sowie als Berichterstatterin. Das Ergebnis für Deutschland bestätigt nun unser Gefühl. Denn heraus kam, dass zum Beispiel nur 22 Beiträge in Tageszeitungen aus der Feder eine Frau stammten. Noch weniger als in den Vorjahren, schreibt JB-Geschäftsführerin Marlies Hesse, die den GMMP für Deutschland federführend mit Birgitta M. Schulte und Annike Noffke vorbereitete. Danke für Eure Mühe! Doch zurück zu einigen Erkenntnissen: Nur im Rundfunk gab es unter den Sprechenden aller Meldungen ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Beim Fernsehen kann eine Alterdiskriminierung von webilichen Präsentatoren verzeichnet werden. Dadurch, dass junge Frauen in Beruf drängen, wurde bei der Auswertung keine Frau über 50 gesehen.

Der Journalistinnenbund hat zur Internationalen Medienbeobachtung GMMP und der Ergebnisse für Deutschland folgende Pressemitteilung herausgegeben. Die vollständige PM steht ab Montag auf der JB-Homepage. Hier einige Auszüge:

"Nur 23 Prozent aller Personen, über die in den deutschen Nachrichten berichtet wird, sind Frauen. Ihr Anteil stieg von 22 auf 23 Prozent, also um ein Prozent gegenüber der letzten Stichtagserhebung im Jahr 2005. Auch international lässt sich nur eine Steigerung um ein Prozent (von 23 auf 24 Prozent) verzeichnen, so das vorläufige Ergebnis des Global Media Monitorin Projekt (GMMP) 2010."
"Für Deutschland übernahm wie in den Vorjahren der Journalistinnenbund (JB) die Koordination der qualitatitven Erhebung. (...) In 384 Beiträgen wurde über 839 männliche und 256 weibliche Personen berichtet."
"Regierungsmitglieder, Politikerinnen und Politiker wurden in den Nachrichten am häufigsten erwähnt. An erster Stelle war das Kanzlerin Angela Merkel, dennoch waren nur 23 Prozent dieser Berufsgruppe weiblich. Ein einflussreiches Amt allein reicht nicht aus, um als Frau in den Nachrichten bewusst wahrgenommen zu werden. Das ranghöchste Amt wird beachtet, unabhängig davon, ob es von einem Mann oder einen Frau besetzt ist."

3 Kommentare

  1. Ich habe auch mitkodiert und hatte den Eindruck, dass dieses Jahr ein Durchbruch für Frauen in den deutschen News zu erwarten wäre. Die Stuttgarter Zeitung berichtete im Zusammenhang mit den Mauerfall-Feierlichkeiten über zahlreiche Frauen - Angela Merkel natürlich immer vorneweg. Und auch Erika Steinbach machte Schlagzeilen ... Es hat wohl trotzdem nicht gereicht.

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  2. Welch trauriger Zufall, dass sich die Zahlen gleichen: 23% Frauen nur in den Nachrichten - 23% Gehaltsunterschied noch zwischen Frauen und Männern in Deutschland.

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  3. Das heißt aber doch, dass wir beim Geld besser dastehen: Frauen verdienen immerhin 77 Prozent eines Männergehalts (das hier mit 100 Prozent angesetzt ist). In der medialen Öffentlichkeit bekommen wir nur ein knappes Drittel der Aufmerksamkeit der Männer ab: Frauen 23, Männer 77 Nennungen von 100. Anders gesagt: Männer werden mehr als drei Mal so oft erwähnt wie Frauen! Bei solchen Verhältnissen im Lohngefüge (Männer verdienen dreimal so viel)wäre der Frauen-Aufstand aber garantiert!

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