Sonntag, 14. Februar 2010

Equal Pay Day: mehr Protest gegen weniger Geld


Der Countdown läuft: Sechs Wochen vor dem Termin sind bereits mehr als 160 Aktionen zum Equal Pay Day am 26. März gemeldet. Täglich kommen weitere hinzu. Damit steuert der Aktionstag auf einen neuen Beteiligungsrekord zu. Kundgebungen mit roten Taschen, “Unhappy Hours”, Workshops, Podiumsdiskussionen und Infostände sollen darauf aufmerksam machen, dass Frauen in Deutschland nach wie vor 23 Prozent weniger verdienen als Männer.

Eine der größten Aktionen wird in München stattfinden, wo sich das umfangreichste regionale Bündnis formiert hat.
In Kooperation mit der städtischen Gleichstellungsstelle setzen sich dort 24 Verbände für gleiche Bezahlung ein – von den freiberuflichen Frauen der Autorinnenvereinigung über die Arzthelferinnen des Verbandes medizinischer Fachberufe bis zum Deutschen Gewerkschaftsbund - und natürlich der Münchner Journalistinnenbund. Weil auch der Stadtbund Münchner Frauenverbände und der Bayerische Landesfrauenrat mit dabei sind, vertritt das Bündnis nahezu alle Frauenorganisationen Bayerns. Schirmherr des Aktionstages ist Oberbürgermeister Christian Ude.

Unter dem Motto “Marienplatz sieht rot” gibt es am 26. März in der Fußgängerzone neben roten Taschen Informationen über Lohnunterschiede und kostenlose Rechts-, Geld- und Karriere-Beratung. Die Management-Trainerin und Bestseller-Autorin Sabine Asgodom steht mit ihrem Programm “Habt Mitleid mit den Männern” erstmals als Kabarettistin auf der Bühne. Und bei der Podiumsdiskussion “Sie verdienen mehr!”  frage ich als Moderatorin Vertreterinnen und Vertreter von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Verbänden nach konkreten Maßnahmen für gerechte Bezahlung. Denn Aufklärung alleine ist dem Münchner Bündnis nicht genug. Es stellt konkrete Forderungen an Wirtschaft und Politik. Veröffentlicht werden diese bei der Pressekonferenz am 12. März im Rathaus.

Für Entgeltunterschiede gibt es viele "Gründe". So arbeiten Frauen häufiger in Bereichen, in denen das Lohnniveau niedrig ist, sie sind seltener in gut bezahlten Führungspositionen vertreten und verfügen oft über weniger Berufsjahre als Männer. Und manchmal bekommen sie auch im gleichen Job bei gleicher Qualifikation weniger  Geld. Die Ursachen liegen in traditionellen Rollenbildern, Vorurteilen und festgefahrenen Strukturen.

Das Datum des Equal Pay Day markiert den Zeitraum, den Frauen über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssen, um den Jahresverdienst von Männern zu erreichen. Deutschland bildet nach wie vor eines der Schlusslichter in der Europäischen Union, in der Frauen nach jüngsten Statistiken im Durchschnitt rund 17 Prozent weniger verdienen als Männer.

Initiiert wurde der EPD, der 2010 zum dritten Mal stattfindet, von den Business and Professional Women (BPW) Germany. Der Aktionstag  wird vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstützt und seit 2009 von einem breiten Bündnis aus Wirtschafts- und Frauenorganisationen mitgetragen.

4 Kommentare

  1. Und täglich leiert die 23-Prozent-Tibetanische-Gebetsmühle…. weil Frauen für gleiche Arbeit doch angeblich mal wieder 23 Prozent weniger
    verdienen…..
    Also empören wir uns auch ob solcher Diskriminierung. Nur: Es stimmt
    einfach nicht, ist vielmehr ein arger Missbrauch statistischer
    Globaldaten.
    Denn erstens: Welche Firma ist so idiotisch, jemandem für die gleiche
    Arbeit ein Viertel mehr zu zahlen? Jeder Geschäftsführer, der das
    täte, würde vom Eigentümer mit nassen Fetzen davongejagt.
    Zweitens: Wo sind eigentlich die zehntausenden Anzeigen bei den (um
    die eigene Wichtigkeit und Daseinsberechtigung ringenden) Gleichbehandlungs-Beauftragtinnen, die jene Statistik durch Exempel aus dem wirklichen Leben unterlegen würden?
    Drittens gibt es in der Tat Bereiche, wo Männer für anscheinend
    gleiche Arbeit wirklich mehr verdienen: im Fußball, im Tennis oder in
    der Kunst. Dort strömen zu den Männern in der Regel viel mehr
    Zuschauer. Sollen diese künftig immer auch Tickets für Frauenfußball
    erwerben müssen?
    Viertens, und nur hier ist staatliches Gegensteuern legitim, wählen
    auch heute noch Mädchen in Massen überbesetzte, daher schlecht
    bezahlte Berufe wie Friseurin oder Kosmetikerin. Während sie die
    außerhalb von Krisenzeiten boomenden Branchen rund um Maschinen und
    Software meiden.
    Fünftens gibt es von der Bundeswehr bis zur Lebenserwartung
    viele nicht auf dem Gehaltszettel erscheinende Bevorzugungen von
    Frauen.
    Sechstens sei auf die enormen Steuerverschwendungen unter dem Titel
    "Gender" verwiesen, auf die frauenlastige Scheidungsindustrie oder
    auf Mineralwasserfirmen, die gerne für Brustkrebs-, aber nie für die
    Prostatakrebsbekämpfung spenden.
    Siebentens sind weit mehr Männer arbeitslos.
    Und achtens zeigen zumindest deutsche Statistiken (für Österreich
    werden solche nicht erstellt), dass Männer im Schnitt viel mehr
    arbeiten. Bei den Selbständigen sind das etwa 49 Wochenstunden
    gegenüber 36 weiblichen. Von der überwiegend weiblichen Teilzeit ganz
    zu schweigen.
    Trotz all dem gelten eigentlich Frauen als unsolidarisch und Männer
    als Machos, die diese Fakten auch nur zu erwähnen wagen.
    http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20090925_OTS0297/channel/politik

    Es gibt übrigens eine ganze Reihe von Frauendomänen in denen richtig abgesahnt wird, z.B. Psychologin, Tierärztin, Grundschullehrerin, Bankkauffrau.

    (Diese Berufe werden bezeichnenderweise bei der girls-day-klein-Ausgabe: "Boys day" den Jungen nicht nahe gebracht).

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  2. Gründliches Lesen und Verständnis helfen meist der Argumentation.
    Frauen verdienen in Deutschland bei gleicher Arbeitszeit (Arbeitslosigkeit, Teilzeit, Familienpause ist da schon alles rausgerechnet) 23% weniger, laut Statistischem Bundesamt durchschnittlich 14,51 Euro pro Stunde und damit 4,39 Euro weniger als Männer. Niemand hat behauptet, dass das für die gleiche Arbeit ist. Aber ebenso wenig kann der Umkehrschluss gelten, dass Frauen in ihrer Arbeitszeit 23% weniger leisten.
    1. Es wird sehr wohl in vielen Betrieben für gleiche Arbeit unterschiedlich bezahlt - überall da, wo Gehälter (mehr oder weniger) frei verhandelt werden. Außerdem ist es immer eine Frage der Definition, was gleiche Arbeit - oder vielmehr gleichwertige - ist.
    2. Gleichstellungsbeauftragte gibt es in der freien Wirtschaft oft gar nicht, die staatlichen Stellen haben hier keine Mitwirkungsmöglichkeiten. Gesetzliche Ansprüche sind kaum durchzusetzen, weil die Beweislast bei den Klägerinnen liegt, die keinen Zugriff auf Unternehmensinformationen haben und außerdem um ihren Arbeitsplatz, die Beförderung etc. fürchten.
    3. Madonna verdient vermutlich mehr als die meisten ihrer Kollegen, zählt aber nicht für die deutsche Statistik. Die paar Profifußballer wirken sich auch kaum aus. Die Zahlen haben andere Ursachen. Netter Vorschlag mit den Tickets - Sie bringen mich da auf Gedanken:-)
    4. Ja, Frauen wählen oft schlecht bezahlte Berufe. Aber oft werden Jobs einfach nur schlecht bezahlt, WEIL sie von Frauen gemacht werden.
    5. Eben, Frauen leben länger - nur wovon?
    6. Ja, die Genderkampagnen haben wohl bisher noch nicht so viel bewirkt - was aber hat das alles mit der Bezahlung von Frauen zu tun? Die Spenden der Mineralwasserindustrie finanzieren wir vermutlich dadurch, dass wir mehr Wasser trinken, nicht durch Gehaltsverzicht.
    7. 55% der Arbeitslosen in Deutschland sind männlich. Damit sind sie - gemessen an ihrem Anteil an den Erwerbstätigen - weniger oft arbeitslos als Frauen. Derzeit steigt die Männerarbeitslosigkeit stärker als die der Frauen. Vielleicht war das Argument mit den krisensicheren Branchen also doch nicht so stichhaltig? Oder Frauen haben jetzt einen Vorteil, weil sie billiger sind?
    8. Die Statistik berücksichtigt die Zahl der Arbeitsstunden bereits (s.o.)- allerdings nicht die Zahl der Stunden, die Frauen in Familie und Ehrenamt investieren.
    9. Ob Sie ein Macho oder unsolidarisch sind, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall waren Sie bisher schlecht informiert.

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  3. Der Aktionstag wird vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstützt und seit 2009 von einem breiten Bündnis aus Wirtschafts- und Frauenorganisationen mitgetragen.

    Anders gesagt: Auch dieses Jahr ist wieder der Arbeitgeberverband im Boot, der den Frauenorganisationen in den Rücken fällt. Siehe die Pressemitteilung vom Vorjahr - die Frauen sind schuld und der Staat soll es mal wieder richten.

    Damit ist der Equal Pay Day für mich unpolitisch und eher eine PR-Aktion für die involvierten Coaches.

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  4. Es kommt immer drauf an, was frau draus macht. In München gibt es konkrete Forderungen, die sich auch an Arbeitgeber wenden. Sie werden bei der PK am 12.3. präsentiert. Hier sind keine Arbeitgeberverbände im lokalen Bündnis. Ihr Engagement wäre durchaus begrüßt. Aber auch da gilt eben, es kommt drauf an, was man draus macht (s. die Pressemeldung)

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